BUND-Kreisgruppe Wesel

Mitmach-Aktion Naturfotos aus dem Kreis Wesel - tolle Käfer

16. August 2020 | Artenvielfalt

Die Teilnehmer bei unserer Mitmach-Aktion "Naturfotos aus dem Kreis Wesel" haben tolle Käfer entdeckt, darunter auch das Insekt des Jahres 2020. Mehr dazu....

Der Schwarzblaue Ölkäfer (Meloe proscarabaeus) ist Insekt des Jahres 2020 Der Schwarzblaue Ölkäfer (Meloe proscarabaeus) ist Insekt des Jahres 2020  (© Kristina Köhler)

Die tollen Käfer vom Niederrhein

Die ältesten fossilen Funde von Käfern (Coleoptera) sind etwa 265 Millionen Jahre alt (Erdzeitalter: Perm). Käfer hatten also viele Millionen Jahre Zeit, die unterschiedlichsten Arten zu entwickeln und fast alle Lebensräume der Erde zu erobern. Sie ernähren sich pflanzlich oder tierisch, sie fressen Aas oder leben räuberisch. Sie leben auf der Erde, unter der Erde, in Pflanzen und im Wasser. Mit 350.000 beschriebenen Arten (Mitteleuropa ca. 8000) bilden sie die weltweit größte Ordnung innerhalb der Klasse der Insekten und jedes Jahr kommen neue hinzu.
Während der Kreidezeit (vor 145 Millionen Jahren – 66 Millionen Jahre) kamen die ersten Blütenpflanzen auf. Für ihre Bestäubung sorgten zunächst hauptsächlich Käfer. Mit den Blühpflanzen entwickelten sich vermutlich in der mittleren Kreidezeit (vor ca. 100 Millionen Jahren) die ersten Wildbienen aus grabwespenähnlichen Vorfahren. Die Zusammenarbeit zwischen Bienen und Blüten ist bis heute ein Erfolgsmodell der Evolution. Trotzdem tragen Käfer nach wie vor einen Teil zur Bestäubungsleistung der Insekten bei.

Der Schwarzblaue Ölkäfer – nicht der Schönste, aber mit interessantem Lebenslauf und Insekt des Jahres 2020

Der Schwarzblaue Ölkäfer (Meloe proscarabaeus), auch Schwarze Maiwurm genannt, aus der Familie der Ölkäfer ist „Insekt des Jahres 2020“. Wie sein Zweitname andeutet, erscheint der Käfer im Frühjahr, und man findet ihn bis in den Juni hinein. Dann krabbeln die plumpen, flugunfähigen Käfer eher schwerfällig durch ihr Käferleben auf der Suche nach Leckerbissen (seine Nahrung besteht aus Pflanzenteilen) und einem Partner.

Gegen viele Feinde schützt ihn ein Gift: Bei Gefahr sondern die Käfer aus ihren Kniegelenken ein gelbes Sekret mit dem Giftstoff Cantharidin aus. Igel und Vögel sind dagegen jedoch immun. Menschen schrieben dem Gift  – in geringen Mengen genommen – eine aphrodisiakische Wirkung zu. Doch Vorsicht! – größere Mengen (ein Käfer enthält bereits eine für Erwachsene tödliche Dosis) wirken tödlich, weshalb das Gift im alten Griechenland neben dem Schierlingsbecher zur Durchführung der Todesstrafe genutzt wurde und sogar bis in die Neuzeit für Giftmorde.

Die Ölkäfer-Weibchen schleppen in ihrem stark vergrößerten Hinterleib riesige Mengen an Eiern mit sich herum: im Abstand von ein bis zwei Wochen legen sie fünf- bis sechsmal mehrere Tausend Eier an offenen, gern sandigen Stellen in den Boden. Sobald die winzigen, kaum 2mm großen Larven im darauffolgenden Frühjahr geschlüpft sind, krabbeln sie an Pflanzenstängel hinauf um eine Blüte zu erreichen. Dort warten sie auf einen Blütenbesucher, der zum Nektartrinken kommt und heften sich an seinem Pelz fest. Wenn sie Glück haben, fliegen sie mit einer Solitärbiene in ihren unterirdischen Bau, wo sie sich über die Eier der Biene und den eingetragenen Pollenvorrat hermachen. Nach mehreren Häutungen sucht sich die Larve eine passende Stelle im Boden, um als Scheinpuppe zu überwintern.

Die große Zahl von Eiern ist nötig, da nur wenige Larven des Ölkäfers den Weg in den Bau einer Solitärbiene schaffen. Man schätzt, dass nur aus jeder tausendsten Larve ein erwachsener Käfer wird – und der muss sich dann wieder fortpflanzen können, bevor er – trotz des Giftes in seinem Wehrsekret – gefressen oder im Straßenverkehr überfahren wird.

Weiter oben haben wir geschrieben, dass die ersten Käfer sich bereits im Perm, lange vor den Wildbienen entwickelten. Wenn nun der Ölkäfer die Wildbienen für seine Fortpflanzung nutzt, bedeutet das, das die Evolution nicht stehen geblieben ist und der Ölkäfer mit seiner heutigen Lebensweise sich erst später, also frühestens ab der Kreidezeit entwickelt hat.

Insgesamt nimmt sein Bestand ab, da der Lebensraum dieses Käfers, vor allem Wiesen, zunehmend verändert wird und der Bestand seiner Wirtstiere (die Solitärbienen) ebenfalls rückläufig ist. In Deutschland ist der Schwarzblaue Ölkäfer in der Roten Liste gefährdeter Arten als gefährdet (3) eingestuft.

Goldglänzender Rosenkäfer und Pinselkäfer

Goldglänzender Rosenkäfer (Cetonia aurata) und Gebändeter Pinselkäfer (Trichius fasciatus) oder Glattschieniger Pinselkäfer (Trichius gallicus) – beide Arten Pinselkäfer sind nur schwer zu unterscheiden – sind Verwandte: sie gehören zur Familie der Blatthornkäfer und zur Unterfamilie der Rosenkäfer. Der goldglänzende Rosenkäfer kann von April bis Oktober beobachtet werden, Pinselkäfer sind hauptsächlich im Juni/Juli zu finden.

Die Larven beider Käfer ernähren sich ausschließlich von verrottenden Pflanzenteilen und morschem Holz, die Entwicklungszeit zum schillernden Käfer dauert zwei bis drei Jahre.

Die erwachsenen Käfer ernähren sich von den Pollen unterschiedlicher Blütenpflanzen, man findet sie zum Beispiel auf Doldenblüten, Rosen und Brombeerblüten.
Die schwarz-gelbe Färbung und die Zeichnung des Pinselkäfers erinnern an eine Hummel und soll ihn vor Fressfeinden schützen.

Marienkäfer – Glücksbringer und Schädlingsbekämpfer

Der Siebenpunkt ist nur einer von vielen Marienkäferarten, die auch nicht alle rot mit schwarzen Punkten sind, auch gelb mit schwarzen Punkten oder schwarz mit roten Punkten ist ein angesagtes Marienkäfer-Outfit.

Marienkäfer sind zwar klein, aber nicht so wehrlos, wie sie scheinen. Ihre rote Farbe dient als Warnsignal an Fressfeinde: Fühlt sich ein Marienkäfer angegriffen, sondert er aus der Gelenkhaut eine stinkende, gelbe Flüssigkeit ab – und die schmeckt bitter. Vögel lassen deshalb lieber den Schnabel von diesem kleinen Kerl und suchen sich leckereres Futter.

Als Schädlingsbekämpfer im Einsatz: Gärtner, die einen Blattlaus-Befall entdecken, können auf die Hilfe des Marienkäfers und seiner Larven zählen – allein als Larve vertilgen sie bis zu 3000 Blattläuse oder Spinnmilben. Also nicht gleich die Giftspritze holen. Allerdings kann es zwei, drei Tage dauern, bis das Marienkäfer-Einsatzkommando vor Ort ist. Der Käfer muss den Blattlausbefall entdecken, seine Eier an die Pflanze legen und die Larven müssen schlüpfen. Robuste Pflanzen halten durch, bis Marienkäfer und Marienkäferlarven zu ihrem Vernichtungsfeldzug gegen die Blattläuse in Stellung gegangen sind. Der naturnahe Gärtner pflanzt deshalb robuste Pflanzenarten und verzichtet auf empfindliche Neuzüchtungen.

In Europa die Größten: Hirschkäfer

Die Larven des Hirschkäfers entwickeln sich in Wurzeln, Stämmen und Stümpfen insbesondere von Eichen, seltener von anderen Laubbäumen, wo sie durch Pilzbefall zermürbtes Totholz nutzen. Bis zur Verpuppung bleiben die Käferlarven drei bis acht Jahre in der Erde – dagegen ist das  aufregende Leben als erwachsener Käfer kurz, es währt nur wenige Wochen. Mit seinem großen Geweih, von dem er den Namen hat, sieht der Hirschkäfer gefährlicher aus als er ist. In den Wochen seines kurzen Käferlebens kämpfen die Männchen um die Weibchen, die nach der Begattung ca. 20 Eier bis zu 75 Zentimeter tief in den Boden an die Wurzeln von toten oder kranken Bäumen legen. Bei Anbruch der Dunkelheit machen sich die großen und schweren Käfer brummend und fliegend auf den Weg in die nächste Bar: sie sind auf die Suche nach saftenden Baumwunden, wobei sie wiederum Eichen bevorzugen. Der Saft enthält Eichenzucker, der für den kräftezehrenden Flug gebraucht wird. Bakterien, die den Saftfleck am Baum besiedeln, vergären den Zucker zu Alkohol und so kann es passieren, dass der Hirschkäfer dann berauscht zu Boden fällt.

Mit dem Sommer geht so ein Hirschkäferleben zu Ende und erst im nächsten späten Frühjahr schlüpft die nächste Käfergeneration.
 

Der Maikäfer hat ein eigenes Special.

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