Biber (Castor fiber) und Nutria (Myocastor coypus)
Nutrias stammen aus Südamerika, genauer: vom südlichen Brasilien bis hinunter nach Feuerland. Dort wären sie fast ausgerottet worden und wurden deshalb Ende des 19. Jhds. zur Pelztierzucht nach Frankreich und Ende der 1920er-Jahre auch nach Deutschland gebracht. Nur wenige Jahre später gehen erste Nutria-Populationen auf verwilderte und/oder ausgesetzte Tiere aus diesen Pelztierfarmen zurück. Strenge Winter führten immer wieder zu hohen Verlusten, aber mit der Klimaerwärmung profitieren die Tiere von milderen Temperaturen. So sind Nutrias heute in allen Bundesländern entlang von Gewässern zu finden; größere Populationen entwickelten sich z. B. am Niederrhein. In Uferböschungen graben sie ihre teilweise recht großen Bauten – ein Problem, wenn es sich dabei um Deiche handelt.
Biber und Nutria sehen sich auf den ersten Blick ähnlich und sind im Freiland auf die Entfernung nicht einfach zu unterscheiden. Noch schwieriger wird es, wenn sie im Wasser schwimmen. Wie Biber gehören Nutrias zu den Nagetieren. Ihre engeren Verwandten sind aber Meerschweinchen, zur weitläufigeren Verwandtschaft gehören Stachelschweine.
Der Biber ist mit einer Größe von 80 – 100 cm das größte Nagetier Europas, ausgewachsen wiegt er 23-35 kg. Die Nutria ist mit maximal 65 cm Länge und einem Gewicht von knapp 10 kg deutlich kleiner. Biber sind scheu, dämmerungs- und nachtaktiv. Sie werden nur ausnahmsweise tagsüber gesichtet. Nutrias sind sowohl in der Dämmerung als auch am Tag aktiv und gewöhnen sich durchaus an den Besuch von Spaziergängern.
Ein ganz sicheres Unterscheidungsmerkmal zwischen Biber und Nutria sind ihre Schwänze. Der Biber besitzt einen unbehaarten, ca. 35 cm langen und mit Schuppen bedeckten abgeplatteten Ruderschwanz, Kelle genannt, der beim Tauchen als Höhenruder dient. Der ebenfalls ca. 35 cm lange Schwanz der Nutria ist dagegen rundlich und behaart. Und wie unterscheidet man im Wasser schwimmende Tiere? Biber gleiten ruhig und gleichmäßig durchs Wasser, Nase, Augen und Ohren bilden eine Linie über der Wasseroberfläche und ihr Rücken ist (fast) unter Wasser. Nutrias strecken dagegen die Nase über die Wasseroberfläche und halten den Kopf schräg nach oben. Auffallend sind ihre langen, hellen Barthaare. Der Rücken einschließlich des Schwanzansatzes ist über dem Wasser sichtbar.