BUND-Kreisgruppe Wesel

Mitmach-Aktion: Naturfotos aus dem Kreis Wesel

27. Mai 2020 | Naturschutz, Artenschutz

Soll man Vögel ganzjährig, also auch im Sommer füttern? Die Zeiten, als Naturschützer von der Vogelfütterung an schneefreien Wintertagen abrieten, sind längst vorbei, mehr dazu...

Auch Buntspechte bedienen sich am Vogel-Futtertisch In Neukirchen-Vluyn kommt ein Buntspecht (Dendrocopos major) jeden Tag zu Müller's und lässt es sich schmecken. Wolfgang Müller hat ihn durch das Fenster fotografiert. Dem Buntspecht schmeckt offensichtlich das angebotene Futter in der Kokosnuss, an der er sich gut festhalten kann.  (© Wolfgang Müller)

Soll man Vögel ganzjährig, also auch im Sommer füttern?

Die Zeiten, als Naturschützer von der Vogelfütterung an schneefreien Wintertagen abrieten, sind längst vorbei. Der nachweisbare Rückgang unserer Singvögel hängt nämlich auch mit dem mangelnden Futterangebot zusammen. So ist das Insektensterben für unsere heimischen Singvögel ein großes Problem, sind sie doch – egal ob Insekten- oder Körnerfresser – wegen der Proteine alle auf Insekten als Nahrung für die Aufzucht ihrer Jungen angewiesen.
Mit Zunahme der industriellen Landwirtschaft ist das Nahrungsangebot für Vögel durch den Einsatz von Unkrautvernichtungsmitteln wie Glyphosat gewaltig geschrumpft. Zahlreiche Beikräuter boten früher auf den Äckern und Feldern mit ihren Blüten nicht nur Insekten Nahrung, sondern produzierten in großen Mengen Samenkörner – Nahrungsgrundlage für viele Vögel.

Macht die Fütterung die Vögel nicht abhängig?

Beobachtungen zeigen, dass die Sorge, Singvögel würden von Futterstellen abhängig werden, unbegründet ist. Selbst im Winter suchen sie – soweit verfügbar – nach Insekten, die sich in Ritzen und Spalten zur Winterruhe zurückgezogen haben. Eine zusätzliche Winterfütterung hilft ihnen, gut gerüstet das anstrengende Brutgeschäft im Frühjahr anzugehen.

Vogelfutter für den Nachwuchs?

Ihren Nachwuchs füttern Vögel mit Raupen, Insekten und – je nach Art - mit im Kropf vorverdauten Samenkörnen. Knödel und Fettkuchen, von denen die teureren auch Insekten enthalten, sind als Nahrung für die Nestlinge aber auch geeignet. Es ist immer noch besser, ein Elternvogel versorgt seine Jungen an einem kühlen, regnerischen Mai- oder Junitag, wenn kaum Insekten zu finden sind, mit Futter aus dem Futterhaus, als dass die kleinen Hunger leiden. Steigen die Temperaturen, sind mehr Insekten unterwegs und die Elternvögel konzentrieren sich wieder auf den durch das Insektensterben mühsamer gewordenen Fang derselben. Sie selber können dann im Futterhaus ihren Hunger stillen.


Zugvögel profitieren von Futterstellen

Zugvögel profitieren von verlässlichen, ganzjährig betreuten Futterstellen. Sie haben ein geniales Ortsgedächtnis und steuern auf dem Hinflug nach Süden und dem Rückweg ins heimische Brutrevier gern bekannte Futterstellen an. Wer die Vogelschar am Futterhaus beobachtet, dem wird sicher aufgefallen sein, dass bestimmte Futtergäste nur ein paar Tage im Frühjahr und dann erst wieder im Herbst vorbeischauen.
 

Das Vogelsterben nimmt dramatische Ausmaße an

Wir sollten uns darüber im Klaren sein, dass wir nicht allen Vögeln mit einer Futterstelle gleichermaßen helfen können, da nicht alle Vogelarten Futterstellen in der Nähe menschlicher Behausungen annehmen.
Wir dürfen uns auch nicht davon täuschen lassen, dass sich aufgrund von intensiven Schutzbemühungen, die Bestände von Großvogelarten, wie Weißstorch, Uhu und Seeadler erholt haben. Denn laut dem »Bundesamt für Naturschutz (Nationaler Vogelschutzbericht 2019) haben vor allen Dingen Arten der Agrarlandschaften wie Kiebitz, Rebhuhn und andere in den letzten 36 Jahren bis zu über 90% ihres Bestandes eingebüßt.

Deshalb ist es wichtig, die Lebensräume der Vögel in der Natur- und Kulturlandschaft zu bewahren, bzw. in den Agrarlandschaften deutlich zu verbessern. Der BUND setzt sich dafür ein, dass die Subventionen in der Landwirtschaft nicht pauschal pro Fläche ausgezahlt werden, sondern dafür, dass naturverträgliches Wirtschaften im Sinne der Gemeinschaft honoriert werden sollte.

Quelle: Vogelschutzbericht des Bundesamtes für Naturschutz
 

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