BUND-Kreisgruppe Wesel

Insekten schützen: Große BUND-Demo in Düsseldorf

03. Juni 2019 | Artenvielfalt, Insekten, Naturschutz

Ursula Heinen-Esser, Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz NRW, lud zur Tagung "Insekten schützen - Artenvielfalt erhalten" und der BUND demonstrierte.....

BUND-Demo vor den Rheinterrassen in Düsseldorf BUND-Demo anlässlich der Tagung "Insekten schützen - Artenvielfalt erhalten" am 3. Juni 2019 in Düsseldorf/ Rheinterrassen  (© Angelika Eckel)

Versprochen wurde viel, was wird umgesetzt?

Ministerpräsident Armin Laschet versprach auf der Tagung "Insekten schützen – Artenvielfalt bewahren", NRW zum Vorreiter in Sachen Klima- und Artenschutz zu machen. Das wird ein weiter, steiniger Weg, denn die prakti­sche Politik der Landesregierung steht bislang vielfach für das genaue Gegenteil.

Die Zeit drängt....

Um den massiven Rückgang an Individuen sowohl bei Insekten als auch bei Vögeln, effektiv zu stoppen, ist ein sofortiger Kurswechsel in vielen Bereichen der Politik unerlässlich. Ob Landwirtschaft, Naturschutzgebiete, Flächenverbrauch, Landesplanung und Nationalpark Senne - alle Entscheidungen müssen künftig unter dem Vorbehalt des Artenschutzes stehen, will die Landesregierung dieses Versprechen in die Tat umsetzen. Und die Zeit drängt, wenn nicht dem Rückgang der Anzahl der Individuen das Aussterben ganzer Arten folgen soll.

Das Insektensterben begann schon Mitte der 1950er Jahre.......

Prof. Thomas Fartmann (Universität Osnabrück/ Biologie und Landschaftsökologie) führte in seinem Vortrag aus, dass bereits seit 1950 ein Rückgang der Insekten zu beobachten ist. Zunächst betroffen waren die Schmetterlinge, die im Raupen- und Schmetterlingsstadium jeweils unterschiedliche und teils sehr spezifische Anforderungen an die Umweltbedingungen (Fraß- und Nektarpflanzen, Verpuppungsmöglichkeiten) stellen.

.....zeitgleich mit der Industrialisierung der Landwirtschaft

Um mehr und größere Maschinen einsetzen zu können, wurden Flurstücke bereinigt, Ackerflächen zusammengelegt und viele Hecken, Randstreifen und kleinere Gehölze verschwanden. Mit ihnen verschwand Lebensraum für Insekten und Vögel. Bunte Blumenwiesen, die früher zweimal im Jahr gemäht wurden, mussten Anbauflächen mit Hochleistungsgras weichen: mehr Futter für die Rinder und Milchkühe im Stall,  - weniger Pollen, Nektar und Lebensraum für Insekten.
Unkrautvernichtungsmittel wie Glyphosat vernichten Beikräuter, die früher oft bis zu 30% der Vegetation auf den Felder ausmachten und Insekten als Nahrungsgrundlage dienten. Der unvermindert hohe Einsatz von Insektiziden tötet nicht nur die vom Landwirt als Schädlinge für seine Feldfrüchte angesehenen Insekten, sondern schwächt oder tötet gleichermaßen viele weitere Arten.
Der BUND fordert deshalb schon lange eine Umkehr in der Agrarpolitik: Subventionen sollten nicht mehr pauschal pro landwirtschaftlich bearbeiteter Fläche gezahlt werden, sondern abhängig von der ökologischen Arbeitsweise der Landwirte.  

Einsatz von Pestiziden in Gärten ist nicht notwendig

Für Hobbygärtner ist der Einsatz von Pestiziden grundsätzlich nicht nötig. In Frankreich wurden seit Beginn dieses Jahres bestimmte Mittel (Glyphosat und fünf Neonikotinoide) für den Einsatz in diesem Bereich bereits verboten. Frankreich setzt damit ein deutliches Signal an die Hersteller. Warum ist das bei uns in Deutschland nicht möglich?

Naturschutzgebiete in NRW funktionieren nicht

Die Krefelder Studie, die das Ausmass des Insektensterbens verdeutlicht, zeigt, dass der Rückgang der Fluginsekten selbst in Naturschutzgebieten dramatisch ist. Warum erklärte Dr. Martin Sorg vom Entomologischen Verein Krefeld.
In NRW werden zwar mehr als 3000 Naturschutzgebiete ausgewiesen, viele von ihnen sind aber in der Fläche zu klein, als dass sie einen wertvollen Lebensraum darstellen könnten. Hier kann eine stärkere Vernetzung einzelner Biotope Abhilfe schaffen. Ein weiteres Problem stellen landwirtschaftliche Flächen dar, die innerhalb von Naturschutzgebieten liegen oder an Naturschutzgebiete grenzen. Pestizide, die auf diesen Flächen ausgebracht werden, gelangen durch Wind oder Wasser in die Naturschutzgebiete hinein und machen einen effektiven Naturschutz unmöglich. 
Der BUND fordert deshalb schon lange: Pestizide raus aus Naturschutzgebieten, sowie aus einer Pufferzone in deren Randbereichen.
Auch qualitativ gibt es Verbesserungsbedarf, so ist zunehmende Verbuschung in vielen Naturschutzgebieten ein Problem.

Nächtliche Beleuchtung

Insekten werden vom Licht angezogen, viele von ihnen schwirren des nachts um künstliche Lichtquellen. Die Zeit fehlt ihnen für Futtersuche und Brutpflege. Schwächere und weniger Nachkommen sind die Folge.

Klimawandel

Das Erscheinen vieler Insekten ist minutiös auf die Blühzeiten einzelner Pflanzen (ihrer bevorzugten Nahrung) abgestimmt. Der Klimawandel verschiebt die Blühzeiten, in Trockenperioden produzieren Pflanzen weniger Blüten und somit weniger Pollen und  Nektar.

zunehmender Flächenverbrauch

Der Flächenverbrauch für den Straßen- und Hausbau sowie den Abbau von Rohstoffen vernichtet oftmals wertvolles Brachland, auf dem sich eine Insektenpopulation etabliert hatte. Ziel muss es deshalb sein, bereits bebaute und nicht mehr genutzte Areale wiederzuverwenden; bei Neubauten stärker in die Höhe zu bauen und somit weniger Grundfläche zu verbrauchen.

Hier geht's zum Bericht und zur Stellungnahme unseres Landesverbandes BUND LV NRW e.V. zu Tagung und zu Landespolitik.

Fotoalbum:

Ursula Heinen-Esser, Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz, lud zur Tagung  "Insekten schützen - Artenvielfalt erhalten" am 3. Juni. 2019 in Düsseldorf in die Rheinterrassen. Der BUND LV NRW demonstrierte zusammen mit Aktiven mehrerer Kreisgruppen (darunter auch Aktive der Kreisgruppe Wesel) und BUNDjugend für Insektenschutz und gegen den massiven Einsatz von Pestiziden in der konventionellen Landwirtschaft.  

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