Die Wilde Karde macht Hummeln glücklich

Die Wilde Karde macht (langrüsselige) Hummeln glücklich Die Wilde Karde macht (langrüsselige) Hummeln glücklich  (© A. Eckel)

Wächst die Wilde Karde im Garten, sind (langrüsselige) Hummeln glücklich

Es gibt Wildblumen, die von deutlich mehr unterschiedlichen Arten von Wildbienen besucht werden als die Wilde Karde (Dipsacus fullonum). Aber: Die Wilde Karde macht Hummeln glücklich! Besonders bei Hummeln mit langem Saugrüssel ist ihr Nektar sehr beliebt. Zu den Hummeln mit einem langen Rüssel gehören z. B. die Dunkle Erdhummel (Bombus terrestris) sowie die Hellgelbe Erdhummel (Bombus lucorum), die Ackerhummel (Bombus pascuorum) und die Gartenhummel (Bombus hortorum).

Hummeln sind ausgezeichnete Bestäuber

Hummeln leisten wertvolle Bestäuberarbeit. Da sie relativ groß und kräftig sind, sind sie die besten Bestäuber für Tomatenpflanzen, bei denen der Pollen etwas fester sitzt. Hummeln nutzen hier ihre Flugmuskulatur: Durch ein Vibrieren mit den Muskeln (dem sog. „buzzing“) schütteln sie den Pollen der Tomatenblüten lose.

Die Tiere sind zwar wechselwarm, doch sie können im gewissen Rahmen ihre Körpertemperatur durch das Vibrieren der Flugmuskulatur aufwärmen. Dabei spannt die Hummel ihre Flugmuskulatur immer wieder an, was einerseits natürlich viel Energie verbraucht, aber auch Wärme entstehen lässt. Deshalb fliegen sie, anders als die Honigbienen, selbst bei niedrigen Temperaturen und schlechtem Wetter aus, um Pollen und Nektar zu sammeln. Das müssen sie auch, denn Hummeln betreiben keine umfangreiche Vorratshaltung wie die Honigbienen, ihre Honigtöpfchen im Nest reichen nur wenige Tage.

Anzahl von Hummeln nimmt ab

Einige seltene Hummelarten, wie z. B. die Mooshummel (Bombus muscorum) oder die Deichhummel (Bombus distinguendus) sind stark gefährdet und stehen auf der roten Liste. Obwohl Erdhummeln, Ackerhummeln und Gartenhummeln nicht auf der roten Liste zu finden sind, haben sie es zunehmend schwer. Ihre Bestände nehmen eher ab, denn Hummeln sind vom Klimawandel deutlich negativ betroffen.

Da Hummeln im Vergleich zu anderen Wildbienen leichter zu bestimmen sind, starteten in Europa  mehrere Citizen Science-Initiativen zum Hummel-Monitoring. In gewissen, vorgegebenen Zeiträumen werden interessierte Hummel-Freunde und -Freundinnen aufgerufen, Hummeln zu fotografieren und die Bilder im Internet der Wissenschaft zur Verfügung zu stellen. Die letzte sog. "Hummel-Challenge" lief im Juni 2024. Die nächste "Hummel-Challenge" kommt bestimmt. Die Wissenschaft hofft, mithilfe dieser Citizen Science-Aktionen einen besseren Überblick über die Hummel-Populationen in Deutschland und deren Entwicklung zu bekommen.

Angelika Eckel (BUND Kreisgruppe Wesel): „In diesem Jahr, es war bislang oft regnerisch und kühl, machten sich Hummeln in meinem Garten bislang rar. Doch seit die Wilde Karde (das größte Exemplar im Garten ist über zwei Meter hoch) Anfang Juli ihre Blüten öffnete, herrscht reger Betrieb.“

Die Wilde Karde macht Hummeln glücklich

Die Wilde Karde blüht auf recht ungewöhnliche Weise: Zunächst öffnet sich ein Kranz in der Mitte des Blütenstandes aus kleinen, hell-lila Röhrenblüten. Er teilt sich später in zwei Kreise, von denen der eine nach oben, der andere nach unten wandert. Die Pflanze stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum, ist aber schon vor mehreren Jahrhunderten bei uns eingewandert, ein sogenannter Archäophyt[1] wie auch die Katzenminze oder die Kornblume, die allerdings schon in der Steinzeit mit dem Getreideanbau aus dem östlichen Mittelmeergebiet nach Europa kam. Im Aussehen erinnert die Pflanze zwar an große Disteln wie z. B. die Kugeldistel (ein Korbblütler), doch die Wilde Karde gehört zur Familie der Geißblattgewächse wie Witwenblumen (Skabiosen) oder der Echte Baldrian.

Die Wilde Karde ist eine zweijährige Pflanze, die im ersten Jahr eine Blattrosette ausbildet und im zweiten Jahr einen langen, sich verzweigenden Stängel austreibt. An den Stängelenden entwickeln sich die Blütenstände. Nach der Vegetationsphase ist sie Futterquelle für den Stieglitz und andere Finkenvögel, und in der kalten Jahreszeit eine attraktive Gartendekoration. Obschon eine pieksige Angelegenheit, sind ihre braunen Samenstände in Trockensträußen äußerst hübsch anzusehen.

Die gegenständigen Blätter am hohen Stängel der Pflanze bilden einen Trichter, in dem sich nach Regen Wasser sammelt. Vögel, Insekten und früher auch Wanderer nutzen, bzw. nutzten es zum Trinken. Manche Insekten fallen allerdings auch hinein und ertrinken. Ob die Karde aus der Flüssigkeit zusätzliche Nährstoffe zieht, wie fleischfressende Pflanzen das tun, ist noch nicht endgültig geklärt.

Möchte man Hummeln im Sommer eine Freude machen und sie bei der Pollen- und Nektarsuche unterstützen, kann man die Wilde Karde pflanzen. Doch muss man sie selber anziehen, selten sind Pflanzen zu bekommen. Saatgut gibt es von diversen Anbietern im Internet. Ab Ende August lässt sich Samen aber auch bei einer am Wegesrand wachsenden Karde sammeln. Aussaat: April/Mai. Die Pflanze braucht einen sonnigen Standort, durchlässigen Boden und ist ansonsten robust und anspruchslos.


[1] Als Achäophyten werden diejenigen Pflanzen und Tiere bezeichnet, die schon vor langer Zeit – man hat sich auf 1492, die Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus, geeinigt – absichtlich oder unabsichtlich eingeschleppt wurden.