Interview mit der Wildbiene "Wilde Maja"

Neulich in einem Park traf ich Wildbiene „Wilde Maja“, wo ich mich mit ihr über die Angebote an Insektenhotels diverser Bau- und Gelegenheitsmärkte unterhielt.

BUND: „Wilde Maja, du bist also auf der Suche nach einer Kinderstube für deinen Nachwuchs. Wie gefallen dir denn die Fertighausmodelle, die in den Prospekten der Bau- und Gelegenheitsmärkte im Frühjahr regelmäßig angeboten werden?“
Wilde Maja: „Es gibt wirklich ein großes Angebot und ich fliege mir schon die Flügel lahm um möglichst viele zu besichtigen. Aber, wenn ich ehrlich bin, bei näherer Betrachtung der Gebäude fällt mir immer wieder auf, dass das Inventar das billigste vom billigen ist. Löcher für unsere Brutröhren in den Holzscheiben werden immer noch quer zur Faser gebohrt. Da bilden sich schnell Risse und Nässe und Kälte dringen ein, was zu Schimmelbildung und Pilzen führt. Mittlerweile solltet ihr Menschen doch wissen, dass für unsere Brutröhren Hartholzblöcke mit längst zur Faser gebohrten Löchern besser geeignet sind.“

BUND: „Wozu benötigt Ihr Wildbienen eigentlich Kiefernzapfen und Holzschnipsel, die oft in den Fächern der Insektenhotels zu finden sind?“
Wilde Maja: „Wir können damit überhaupt nichts anfangen, und ich würde auch nicht gern in ein Hotel ziehen, das Zimmer mit Kiefernzapfen- oder Holzschnipsel-Möblierung anbietet. Und weißt Du warum? Da ziehen gern die Ohrenkneifer ein, aus unserer Sicht ein ganz übles Gesindel, die alles fressen, was ihnen vor den Rüssel kommt. Sie plündern unsere Brutröhren, vertilgen den mühsam von uns für unsere Kinder herangeschafften Pollen und schrecken selbst nicht davor zurück, unsere Kinder zu fressen. Ich weiß, dass Gärtner Ohrenkneifer schätzen, weil sie Blattläuse jagen, aber dann sollten sie ein extra Quartier für sie einrichten. Wir wollen nämlich nichts mit denen zu tun haben. Und wenn ich dazu noch etwas bemerken darf: lieber ist mir ein kleines Häuschen als eine riesige Immobilie. Große Immobilien ziehen Gesindel an, nicht nur Ohrenkneifer sondern auch Gold- und Schlupfwespen, die es auf unseren Nachwuchs abgesehen haben. Deshalb: Statt eines großen Insektenhotels lieber mehrere kleine Insektenhotel im Garten gut verteilt mit etwas Abstand aufhängen, dann fühlen wir Wildbienen uns wohl.“

BUND: „Kämen denn Ziegelsteine als Unterkunft für Deine Kinder in Frage?“
Wilde Maja: „Nur ganz bestimmte, die Hohl-Strangfalzziegel. Mit handelsüblichen Lochziegeln können wir Wildbienen überhaupt nichts anfangen. Sie sind billig und füllen genauso wie Kiefernzapfen und Holzschnipsel erfreulich rasch große Flächen. Das dürfte so ziemlich das einzige sein, was sich zu ihrem Gebrauch positiv vermerken lässt."

BUND: „Und welche Lage würdet Ihr Wildbienen bevorzugen?“
Wilde Maja: „Wir Wildbienen lieben sonnige, vor Nässe geschützte Standorte, und ein Supermarkt mit Tankstelle sollte auch in der Nähe sein.“

BUND: „Supermarkt?“
Wilde Maja: „Na, eine Blumenwiese und reichlich blühende Sträucher, wo wir viel Pollen sammeln und Nektar tanken können. Eine gute Wohnlage hat beides in nicht mehr als 300 Metern Entfernung zu bieten."

BUND: „Dann bist Du jetzt also weiter auf Wohnungssuche?“
Wilde Maja: „Ja, es hilft nichts – ein kleines, familiäres Hotel in sonniger Lage mit speziellen Designer-Möbeln – das wäre mein Traum! Sauber gebohrte Löcher in Hartholzblöcken und Röhrchen aus Bambus oder Schilf, mehr suche ich eigentlich nicht. Seit einigen Jahren werden Brutröhren auch aus Altpapier hergestellt. Diese Pappröhrchen sind verblüffend robust. Aber das alles hat seinen Preis und ist leider nicht im Sonderangebot zu haben. Ich glaube, ihr müsst noch ganz viel Beratungsaufwand betreiben, damit zukünftig nur noch brauchbare Insektenhotels gebaut werden. Da fällt mit ein: für eure menschlichen Behausungen gibt es jede Menge Bauvorschriften. Warum dürfen Insektenhotels eigentlich so ganz ohne Baugenehmigung aufgestellt werden?“

BUND: „Wir wünschen Dir jedenfalls viel Erfolg bei der Suche nach einer passenden Kinderstube für Deinen Nachwuchs!“

Insektenhotelberater dringend gesucht

Wie ihr oben gelesen habt, werden dringend Berater für den Insektenschutz gebraucht. Helfer und Unterstützer z.B. für unseren Informationsstand sind bei uns immer willkommen. Wenn ihr also Interesse, Zeit und Lust habt, meldet Euch! Seit Corona finden unsere Monatstreffen sowohl als Präsenzveranstaltung im NAturschutzzentrum Wesel als auch online statt. Ihr könnt uns also ganz einfach zuhause vom Sofa aus mal besuchen. Alle Informationen zu unseren Monatstreffen stehen unter der Rubrik „Termine“ (oben rechts).
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