BUND-Kreisgruppe Wesel
ungeeignetes Insektenhotel

Insektenhotel: Luxusbungalow oder Schrottimmobilie?

Frühjahr: Wildbienen summen durch Gärten. Gartencenter, Discounter und Supermärkte packen Insektenhotels in die Regale. Wer Wildbienen einen Nistplatz anbieten möchte, muss aufpassen: auf dem Immobilienmarkt für Insekten sind viele „Schrottimmobilien“ im Angebot.

Insektenhotel: Luxusbungalow oder Schrottimmobilie?

Gärten können wichtige Lebensräume für Insekten sein; sogar Balkone bieten Lebensraum im Kleinformat. Ungefähr ein Viertel der 585 in Deutschland vorkommenden Wildbienenarten nutzen Brutröhren von Insektenhotels, um ihre Eier abzulegen. Die übrigen bauen Brutröhren in den Boden oder in Lehmwände, nutzen markhaltige Pflanzenstängel oder Totholz. Ganz besondere Ansprüche stellen einige Mauerbienen-Arten, die leere Schneckenhäuser bevorzugen, wie z.B. die in NRW vorkommende Zweifarbige Schneckenhausbiene (Osmia bicolor).

ungeeignetes Insektenhotel Bis auf die Brutröhren sind alle Füllmaterialen dieses Insektenhotels ungeeignet  (© Miss EJB/pixabay)

Kommerzielle Insektenhotels sind für Wildbienen oft wenig geeignet. Gern werden „Vorbilder“ kopiert, ohne sich an den eigentlichen Bedürfnissen der Wildbienen zu orientieren. Viele Füllmaterialen der einzelnen Fächer werden von Wildbienen nicht genutzt und sind mitunter sogar kontraproduktiv. Bei Herstellern beliebt, weil billig, sind z. B. Kiefernzapfen, Stroh und Holzschnitzel als Füllmaterialen. Dort finden Ohrwürmer Unterschlupf, die Allesfresser sind und gleich mal die Brutröhren der Wildbienen plündern. Deshalb macht es keinen Sinn, sie neben den Brutplätzen der Wildbienen anzulocken.

Hinter einer Holzscheibe mit einem Schlitz – ebenfalls ein billiges Bauteil – sollen Schmetterlinge die Nacht verbringen oder überwintern. Allerdings wurde noch kaum je ein Schmetterling dahinter gefunden. Eine Überwinterung wäre gar eine biologische Sensation.
Bei größeren Insektenhotels gehören handelsübliche Ziegelsteine zu den nutzlosen, billigen Füllmaterialen. Dabei sind nur ganz bestimmte Ziegelsteine (sog. Hohl-Strangfalzziegel) für Wildbienen geeignet.
In runden Holzscheiben mit längs zur Faser gebohrten Löchern bilden sich durch abwechselnd Feuchtigkeit und Sonneneinstrahlung schnell Risse, so dass Pilze und Schimmel leicht in die Brutzellen der Wildbienen eindringen können und die Brut schädigen.

Angelika Eckel von der BUND-Kreisgruppe Wesel: „Gute Insektenhotels sind nicht preiswert. Ihre Fächer enthalten rechteckige Hartholzklötze mit quer zur Holzfaser gebohrten Löchern, die einen sauberen Lochrand haben. Bambus-, Schilf- und Pappröhrchen mit einem Durchmesser von 2-8 mm werden gern von Wildbienen angenommen – mehr braucht es nicht.

Pappröhrchen? Seit einigen Jahren werden Brutröhren für Wildbienen aus recyceltem Altpapier hergestellt. Sie sind verblüffend robust. Beim Einkauf gilt: Besser ein kleiner Luxusbungalow, als eine große Schrottimmobilie, und ganz wichtig ist „die Lage, die Lage und nochmal die Lage“. Wildbienen bevorzugen einen trockenen, geschützten Platz mit südlicher Ausrichtung und im besten Fall durchgängig Sonne sowie reichlich Nahrung im Umkreis (ca. 300 Meter).

Übrigens: Ganz kostenlos sind die markhaltigen Stängel vieler Pflanzen, die man im Herbst einfach stehen lässt, oder notfalls abschneidet und aufrecht an geschützter Stelle im Garten abstellt.“