Quo vadis Wolf?

Wolf (Canis lupus) Wolf (Canis lupus)  (© Wilda3/pixabay)

Die BUND-Kreisgruppe Wesel hat sich intensiv mit der Rückkehr des Wolfes an den Niederrhein beschäftigt und steht in ständigem Austausch mit der AG Wolf des BUND-Landesverbandes.

Gefragt ist schnelles, konsequentes Handeln

Der Wolf ist ein lernfähiges Tier und so ist es nicht verwunderlich, dass die Wölfin GW954f immer wieder Übergriffe auf Weidetiere unternimmt. Sie hat gelernt, dass es eine leichte Möglichkeit ist, Beute zu machen, viel erfolgreicher als hinter Rehen im Wald herzulaufen. Auf der anderen Seite haben wir Menschen es zugelassen, dass die Wölfin diese Erfahrungen machen konnte.

„Im Wolfsschutz und –management ist dringend zu empfehlen, vorausschauend zu agieren, statt ausschließlich situationsbezogen zu reagieren.“, so Kluth, Reinhardt vom Wildbiologischen Büro LUPUS.1

Nutztierhalter nicht allein lassen

In Regionen, in denen Wölfe neu heimisch werden, müssen Weidetiere schnellstmöglich geschützt werden. Bei der Umsetzung von Maßnahmen zum Schutz ihrer Tiere sind Weidetierhalter, hier zunächst mal im besonderen Maße von Schafen, Ziegen und Gatterwild, weit umfassender zu unterstützen, als dies der Wolfsmanagementplan vorsieht.

Fördergelder rückwirkend auszahlen

Es kann nicht sein, dass erst nach der Bewilligung des Förderantrages mit dem Bau von Zäunen begonnen werden darf. Stattdessen muss eine Möglichkeit gefunden werden, bereits erbrachte Schutzmaßnahmen nachträglich zu entschädigen. Vom Verhalten eines Wolfes her gedacht, hat ein Halter, der sich um den sofortigen Schutz seiner Tiere kümmert, alles richtig gemacht und darf dafür nicht bestraft werden. Der Wolfsmanagementplan verlangt aber – um den staatlichen Förderrichtlinien Genüge zu tun - , dass die Tiere solange ungeschützt auf der Weide stehen, bis der Antrag bewilligt wurde und lädt den Wolf weiterhin zu einer einfach zu erreichenden Mahlzeit ein. Eine solche Regelung ist kontraproduktiv.

Tatkräftige Hilfe beim Errichten der Zäune

Die extensive Bewirtschaftung von Flächen muss unterstützt werden, leistet sie doch einen wertvollen Beitrag zur Erhaltung einer artenreichen Kulturlandschaft im Gegensatz zu den landwirtschaftlichen Flächen, die konventionell bewirtschaftet werden. Das Errichten von wolfssicheren Zäunen ist schwere Arbeit, da sie fest im Boden verankert werden müssen. Darüber hinaus müssen die Zäune streng genommen täglich kontrolliert werden. Bei dieser Arbeit werden die Schafhalter ebenfalls allein gelassen. Deshalb fordern wir die Übernahme der Finanzierung dieses zusätzlichen Arbeitsaufwandes durch die Allgemeinheit.

Ein Wolfsbüro für NRW

Wir begrüßen ausdrücklich, dass das Landesumweltamt einzelne Veranstaltungen durchgeführt hat und über die Website Wolf in Nordrhein-Westfalen aktuelle Informationen bereitstellt. Doch das reicht unserer Ansicht nach nicht aus. Erfahrungen aus anderen Bundesländern zeigen, dass eine kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit, eine konsequent transparente und zeitnahe Informationspolitik sowie die Beratung der Nutztierhalter zu Themen "Herdenschutz" und "Förderungen beantragen" wesentlich dazu beitragen, zu einem sachlichen Umgang mit dem Thema "Wolf" zurückzukehren. Wir fordern deshalb die Einrichtung eines "Wolfsbüros" mit entsprechender personeller Ausstattung, um diesen Anforderungen zu genügen.

 


1 Ilka Reinhardt und Gesa Kluth: Leben mit Wölfen BfN-Skript 201, siehe Seite 73; Ilka Reinhardt und Gesa Kluth gründeten das Wolfsbüro LUPUS in Sachsen und begleiten das Wolfsmonitoring seit dem Beginn der Rückkehr der Wölfe nach Deutschland   

Woher kommen die deutschen Wölfe?

Wolfswelpen Wolfswelpen  (© Uwe Tichelmann)

Deutsche Wölfe gehören zur mitteleuropäischen Flachlandpopulation 

Wölfe – sie sind wieder da, und sie breiten sich aus. Inzwischen haben sie den Niederrhein erreicht. Bereits zu Zeiten der ehemaligen DDR wanderten immer wieder Wölfe aus dem Westen Polens nach Sachsen hinüber. Fielen sie nicht dem Straßenverkehr zum Opfer, wurden sie damals geschossen. So konnte sich eine deutsche Wolfspopulation erst nach der Wende etablieren, als die strengen Regeln zm Artenschutzes in der EU zum Tragen kamen: 1998 hatte das erste deutsche Wolfspaar auf einem Truppenübungsplatz in Sachsen sein festes Revier und zog dort zwei Jahre später die ersten Welpen auf.
Die Tiere der deutschen Wolfspopulation (Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Niedersachsen und jetzt auch NRW) gehören, wie auch die Wölfe im westlichen Polen zur mitteleuropäischen Flachlandpopulation.  

Das Senckenberg-Institut erstellt einen Stammbaum der deutschen Wölfe

Seit seinem Erscheinen bei uns steht der Wolf unter Beobachtung (Wolfsmonitoring). 2010 wurde die „Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf“ unter der Leitung des Senckenberg-Instituts (Frankfurt/Main) eingerichtet – hier wird das sichergestellte, genetische Material vom Wolf direkt (z.B. Verkehrsopfer), von Haarfunden (z.B. an Zäunen) oder von Rissen (Speichelproben) sowie Kotproben untersucht. Aus allen diesen Ergebnissen wurde und wird ein Stammbaum der deutschen Wolfspopulation erstellt, so dass wir genau wissen, dass die Wölfin GW954f aus der Wolfsfamilie aus Schneverdingen (Niedersachsen) stammt.

Besonderheiten der Gentechnischen Untersuchungen:

Für Spezialisten: Die ersten Wölfe, die nach Deutschland gelangten, trugen den jeweils von der Mutter vererbten mitochondrialen Haplotyp[1] HW01. Der seltenere Haplotyp HW02 wurde zunächst nur bei einigen Wolfsrüden nachgewiesen und somit nicht weitervererbt. Erst im Jahr 2012/13 wurde im Gartower Rudel eine Fähe dieses Haplotyps HW02 heimisch und vererbte ihn weiter. Der Haplotyp ist gegenüber einer vollständigen Individualisierung eines Individuums gentechnisch schnell nachzuweisen. Wenn also in der vom LANUV geführten Tabelle über die Nutztierrisse ein Wolf vom Haplotyp HW02 aufgeführt wird, so ist es in letzter Instanz nicht bewiesen, aber die Wahrscheinlich ist sehr groß, dass es sich um die Fähe GW954f handelt.



 

[1] Als Haplotyp wird eine Variante einer Nukleotidsequenz auf ein und demselben Chromosom im Genom eines Lebewesens bezeichnet.