Quo vadis Wolf?
Die BUND-Kreisgruppe Wesel hat sich intensiv mit der Rückkehr des Wolfes an den Niederrhein beschäftigt und steht in ständigem Austausch mit der AG Wolf des BUND-Landesverbandes.
Gefragt ist schnelles, konsequentes Handeln
Der Wolf ist ein lernfähiges Tier und so ist es nicht verwunderlich, dass die Wölfin GW954f immer wieder Übergriffe auf Weidetiere unternimmt. Sie hat gelernt, dass es eine leichte Möglichkeit ist, Beute zu machen, viel erfolgreicher als hinter Rehen im Wald herzulaufen. Auf der anderen Seite haben wir Menschen es zugelassen, dass die Wölfin diese Erfahrungen machen konnte.
„Im Wolfsschutz und –management ist dringend zu empfehlen, vorausschauend zu agieren, statt ausschließlich situationsbezogen zu reagieren.“, so Kluth, Reinhardt vom Wildbiologischen Büro LUPUS.1
Nutztierhalter nicht allein lassen
In Regionen, in denen Wölfe neu heimisch werden, müssen Weidetiere schnellstmöglich geschützt werden. Bei der Umsetzung von Maßnahmen zum Schutz ihrer Tiere sind Weidetierhalter, hier zunächst mal im besonderen Maße von Schafen, Ziegen und Gatterwild, weit umfassender zu unterstützen, als dies der Wolfsmanagementplan vorsieht.
Fördergelder rückwirkend auszahlen
Es kann nicht sein, dass erst nach der Bewilligung des Förderantrages mit dem Bau von Zäunen begonnen werden darf. Stattdessen muss eine Möglichkeit gefunden werden, bereits erbrachte Schutzmaßnahmen nachträglich zu entschädigen. Vom Verhalten eines Wolfes her gedacht, hat ein Halter, der sich um den sofortigen Schutz seiner Tiere kümmert, alles richtig gemacht und darf dafür nicht bestraft werden. Der Wolfsmanagementplan verlangt aber – um den staatlichen Förderrichtlinien Genüge zu tun - , dass die Tiere solange ungeschützt auf der Weide stehen, bis der Antrag bewilligt wurde und lädt den Wolf weiterhin zu einer einfach zu erreichenden Mahlzeit ein. Eine solche Regelung ist kontraproduktiv.
Tatkräftige Hilfe beim Errichten der Zäune
Die extensive Bewirtschaftung von Flächen muss unterstützt werden, leistet sie doch einen wertvollen Beitrag zur Erhaltung einer artenreichen Kulturlandschaft im Gegensatz zu den landwirtschaftlichen Flächen, die konventionell bewirtschaftet werden. Das Errichten von wolfssicheren Zäunen ist schwere Arbeit, da sie fest im Boden verankert werden müssen. Darüber hinaus müssen die Zäune streng genommen täglich kontrolliert werden. Bei dieser Arbeit werden die Schafhalter ebenfalls allein gelassen. Deshalb fordern wir die Übernahme der Finanzierung dieses zusätzlichen Arbeitsaufwandes durch die Allgemeinheit.
Ein Wolfsbüro für NRW
Wir begrüßen ausdrücklich, dass das Landesumweltamt einzelne Veranstaltungen durchgeführt hat und über die Website Wolf in Nordrhein-Westfalen aktuelle Informationen bereitstellt. Doch das reicht unserer Ansicht nach nicht aus. Erfahrungen aus anderen Bundesländern zeigen, dass eine kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit, eine konsequent transparente und zeitnahe Informationspolitik sowie die Beratung der Nutztierhalter zu Themen "Herdenschutz" und "Förderungen beantragen" wesentlich dazu beitragen, zu einem sachlichen Umgang mit dem Thema "Wolf" zurückzukehren. Wir fordern deshalb die Einrichtung eines "Wolfsbüros" mit entsprechender personeller Ausstattung, um diesen Anforderungen zu genügen.
1 Ilka Reinhardt und Gesa Kluth: Leben mit Wölfen BfN-Skript 201, siehe Seite 73; Ilka Reinhardt und Gesa Kluth gründeten das Wolfsbüro LUPUS in Sachsen und begleiten das Wolfsmonitoring seit dem Beginn der Rückkehr der Wölfe nach Deutschland