Ein gigantischer Berg von toxischem Sondermüll:
Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) werden weltweit rund 5,6 Billionen Zigaretten pro Jahr gequalmt. 5.600.000.000.000! Bis zu zwei Drittel der gerauchten Zigaretten werden einfach auf den Boden geschmissen. Jedes Jahr verschmutzen demnach etwa 3.734.000.000 Kippen unseren Planeten.
In Deutschland werden (Stand 2021) täglich ca. 197 Millionen Zigaretten geraucht, das sind 72 Milliarden im Jahr. (Quelle: https://de.statista.com/)
Die einfach mal so in die Umwelt weggeschnippten Zigarettenkippen sind ein riesiges Sondermüllproblem. Außer dem Nervengift Nikotin enthalten Zigarettenkippen u. a. die Giftstoffe Arsen, Blei, Chrom, Kupfer, Cadmium, Formaldehyd, Benzol und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, um nur die wichtigsten der ca. 7.000 Schadstoffe, die in Zigaretten enthalten sind, zu nennen. Durch Regen werden die Giftstoffe ausgewaschen und landen über die Kanalisation im Abwasser oder versickern im Boden, bzw. werden direkt, z. B. mit dem Schmelzwasser sogar von Skipisten, in unsere Fließgewässer gespült. Wenn es schlecht läuft, kann eine einzelne Zigarettenkippe 1.000 Liter Wasser mit Nikotin verseuchen und vergiftet damit den Lebensraum für kleine Wassertiere, wie z. B. Wasserflöhe. Es reicht, wenn Raucher*innen sich selbst vergiften, warum sollen Wasserflöhe leiden?
Doch nicht nur Wasserflöhe sind betroffen, in San Diego untersuchten Forscher*innen im Labor die Auswirkungen von Zigarettenkippen auf Fische: Regenbogenforellen zeigten Lähmungen und Nervenschock-Reaktionen, wenn sie in Wasser gesetzt wurden, dem eine Zigarettenkippe pro Liter zugesetzt wurde. Britische Wissenschaftler*innen aus Cambridge untersuchten das Pflanzenwachstum in Böden, denen Zigarettenkippen zugesetzt wurden und stellten fest, dass der Keimerfolg von Klee und anschließend die Länge des Sprosses jeweils um ca. ein Viertel reduziert waren, das Wurzelwachstum sogar zu 57%. Gras scheint widerstandsfähiger zu sein, der Keimerfolg reduzierte sich lediglich um 10%, das Wachstum um 13%.
Doch was haben Zigarettenkippen mit Plastikmüll zu tun?
Die Zigarettenfilter bestehen zum allergrößten Teil aus dem Kunststoff Celluloseacetat. Es dauert – je nach Umweltbedingungen – mehrere Jahre oder Jahrzehnte, in Salzwasser sogar geschätzte 400 Jahre, bis Zigarettenkippen sich vollständig zersetzen. Fische, Schildkröten und andere Meereslebewesen verwechseln kleine im Wasser befindliche Partikel, also auch Zigarettenkippen, mit Nahrung, was zu „Verstopfung im Verdauungsapparat mit möglicher Todesfolge oder zum Verhungern mit gefülltem Magen führen kann“, wie es in der Antwort der Bunderegierung auf eine Kleine Anfrage der Grünen zu Umweltverschmutzungen durch Zigarettenkippen heißt.
Weggeschnippte und nicht ordnungsgemäß entsorgte Zigarettenkippen tragen in hohem Maße zum Plastikmüll in der Umwelt – sei es an Land oder in den Ozeanen – bei.