BUND-Kreisgruppe Wesel

Plastikpflanztöpfe überall

In unserem Sammelgebiet beim Rhine CleanUp 2021 liegen überall Plastikpflanztöpfe herum. Woher kommen all diese Töpfe? Es ist uns ein Rätsel.

Plastikpflanztöpfe Plastikpflanztöpfe  (© Angelika Eckel)

In unserem Sammelgebiet, der Abgrabung Westerheide, liegen überall Plastikpflanztöpfe – noch ganz oder in Bruchstücken – herum. Woher kommen all diese Töpfe? Es ist uns ein Rätsel. Verschiedene Theorien werden aufgestellt: Stammen sie von den Rheinschiffen, auf deren Decks vielleicht kleinen Gärtchen mit Pflanzen in Plastikpflanztöpfen angelegt wurden und die dann irgendwann bei einem Unwetter, einem heftigen Windstoß über Bord gingen? Stammen sie aus Gärten oder Blumenläden in Ufernähe des Rheins, und wurden bei einem der Rheinhochwasser einfach mit weggespült? Wir wissen es nicht. Wir können uns aber auch nicht vorstellen, dass jemand einfach so seine Plastikpflanztöpfe im Rhein entsorgt. Die Tatsache, dass hier so viele Plastikpflanztöpfe herumliegen, bleibt uns allen ein Rätsel.

Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts dominierte der Blumentopf aus Ton, aber seither wurden sie zügig vom Plastikpflanztopf abgelöst, der zugegeben einige Vorteile hat: Er ist leichter und verursacht deshalb weniger Transportkosten, er zerbricht nicht, wenn er herunterfällt und kann besser in halbautomatischen Topfmaschinen eingesetzt werden. Mit Highend-Topfmaschinen können pro Stunde 7.000 Blumentöpfe befüllt werden. Wow! – Anschließend liegen sie in unserem Sammelgebiet in nicht unerheblicher Anzahl herum.

Alternativen zu Plastikpflanztöpfen gibt es schon lange

Dabei gäbe es längst Alternativen zu den Plastikpflanztöpfen, wenn diese – ja, wenn sie nur genutzt würden.
Beim Aufräumen fand ich vor kurzem ein altes Flora-Magazin aus dem Jahre 1992. Der erste Artikel in der Rubrik „Umwelt und Gesundheit“ beschäftigte sich mit dem Thema Plastikpflanztopf: „Plastiktöpfe sind out – setzen Sie auf Pappe!“ lautete die optimistische Überschrift. Und weiter: „Das Zeitalter der Plastikpflanztöpfe geht langsam zu Ende. Bereits in diesem Jahr werden mehr Pflanzen denn je in verrottbaren Papptöpfen angeboten.“ Die Pflanzen konnten direkt mit den neuen Papptöpfen eingepflanzt werden. „Im Boden weicht die Pappe sehr schnell auf und wird von den Mikroben verzehrt.“

Heute, 30 Jahre später, leben wir immer noch im Zeitalter der Plastikpflanztöpfe. Nichts hat sich geändert. Haben die Verbraucher*innen versagt? Haben wir bei den in Papptöpfen angeboten Pflanzen nicht beherzt genug zugegriffen und weiter Pflanzen in Plastiktöpfen bevorzugt? Oder haben die Hersteller einfach nicht auf die Vorteile des Plastikpflanztopfs verzichten wollen? Ein entscheidender Vorteil ist sein unschlagbar günstiger Preis. Wer sich nur ein bisschen Zeit nimmt, findet im Internet Pflanztöpfe 10 cm ab 11,5 Cent (der Verkäufer stammt aus China) bei Abnahme von 100 Stück. 100 verrottbare 8 cm-Anzuchttöpfe aus Zellulose kosten so ziemlich dasselbe, aber der Topf ist nicht wasserdicht und somit für den Handel keine Alternative.

Die hat, 30 Jahre nach den Papppflanztöpfen ein mutiges Startup-Team aus der Fernsehsendung „Die Höhle der Löwen“. „POTTBURRI“ heißt der neue  wasserdichte Topf, hergestellt aus einem Naturfaserwerkstoff auf Basis von Sonnenblumenschalen, 100% biologisch abbaubar, und die Pflanze kann mit dem Topf in die Erde gesetzt werden. Kosten für den Endverbraucher: 1 Euro pro Topf bei Abnahme von 50 Stück. Für Gärtnereien mag es etwas billiger werden, aber glauben Sie, dass das Zeitalter der Plastikpflanztöpfe jetzt zu Ende geht?

Nachteil: Energie für die Produktion der verrottbaren Pflanztöpfe fällt natürlich für jeden Pflanztopf an – bei einem Mehrweg-Pflanztopf-System könnte diese eingespart werden.

Wie wär’s mit einem Pfand-System für Plastikpflanztöpfe?

Ein Mehrweg-Pflanztopf-System ist keine Spinnerei. Ein revolutionärer Gedanke: In Schwabach, einer Kleinstadt in Mittelfranken unweit von Nürnberg, hat die Gärtnerei Schwarz dem Einwegplastikpflanztopf den Kampf angesagt und nutzt seit 2019 etwas stabilere Mehrwegpflanztöpfe, auf die sie 6 Cent Pfand erhebt. Die Rücklaufquote beträgt ca. 60%. (Stand 2019). – Es geht also, wenn man nur will. Womit wir bei der Frage wären: Welche Gärtnerei will im Kreis Wesel ein Mehrwegsystem für Plastikpflanztöpfe einführen? Es wäre eine einfache Möglichkeit, eine ganze Menge Plastik einfach mal so einzusparen!

Wahrscheinlich würden viele Menschen die Töpfe sogar umsonst zurückgeben, wenn sie denn wüssten, die Gärtnereien würden sie wieder nutzen. Die Einmal-Töpfe sind heute zum Teil schon recht dünn, damit man sagen kann, man hat Plastik gespart. Aber ob ein dünner oder etwas dickerer Topf im Gelände herumliegt und über die Jahre zerbröselt und zu Mikroplastik zerfällt, falls ihn niemand aufsammelt ...

Wenn wir wie beim RhineCleanUp-Tag die Natur von Müll und Plastik säubern, helfen wir, die lokalen Ökosysteme zu entlasten und verhindern, dass noch mehr Plastik in die Meere gelangt – das ist sinnvoll. Noch sinnvoller ist es aber, den Plastikmüll vornherein zu vermeiden oder zumindest zu reduzieren und ihn ordnungsgemäß zu entsorgen.