BUND-Kreisgruppe Wesel
Wasser, das von links und rechts oben in eine Rinne in der Bildmitte fließt

Mikroschadstoffe in unserem Trinkwasser

Immer mehr Mikroschadstoffe bedrohen Tiere und Pflanzen in Flüssen, Bächen und Seen. Zudem gelangen diese Schadstoffe in das Grund- und Trinkwasser. Das kann auch für den Menschen gefährlich werden. Das umweltpolitische Ziel, unsere Gewässer bis 2027 in einen „guten Zustand“ zu versetzen, gerät in immer weitere Ferne.

 (©Finn Terman Frederiksen, CC BY 2.0)

Was sind Mikroschadstoffe?

Hierbei handelt es sich vor allem um schädliche Stoffe, auch schon mal als Spurenstoffe, Nanopartikel, Mikroplastik usw. bezeichnet. Diese können in gelöster Form z. B. als Rückstände aus Kosmetik, Arzneimitteln, Röntgenkontrastmitteln, Haushaltschemikalien, Pflanzenschutz u. v. m. ins Wasser geraten oder als kleinste Feststoffe, die mit bloßem Auge nicht mehr erkennbar sind.

 

Dieser Eintrag von Mikroschadstoffen muss verhindert werden!

Der BUND fordert, dass diese gar nicht erst ins Wasser geraten: Am besten, indem man solche Stoffe erst gar nicht produziert und da, wo sie unverzichtbar sind, alles tut, um zu verhindern, dass sie in die Umwelt geraten. Natürlich lässt sich auch das nicht immer verhindern, aber dann müssen unsere Kläranlagen bestmöglich ausgebaut werden. Eine vierte Klärstufe muss verpflichtend werden. Die Schweiz macht das in guter Weise vor.

 (Environment Protection Authority Victoria, CC BY 4.0 via Wikimedia Commons)

Wo kommen Mikroschadstoffe her?

Quellen der Mikroschadstoffe sind z. B. Kläranlagen von Industriebetrieben, wild abgelegter Müll oder Einträge aus der Landwirtschaft und von Straßen. Der größte Teil kommt aber über die kommunalen Kläranlagen, also aus den Abwässern aus unseren Häusern. Besonders problematisch sind die Medikamentenrückstände aus menschlichen Ausscheidungen (mehr als 90 Prozent) oder unsachgemäßer Entsorgung von Arzneimitteln. Ebenfalls hochproblematisch sind zahlreiche Haushaltschemikalien sowie die Abwässer aus Kliniken und Arztpraxen.

Mal an konkreten Beispielen verdeutlicht …

Das Schmerzmittel Diclofenac, bekannt als "Voltaren", wird breitflächig als Schmerzgel beworben, als solches benutzt oder als Tablette eingenommen. Problematisch ist die Anwendung des Schmerzgels, da hier nur maximal 6 Prozent des Wirkstoffs tatsächlich aufgenommen werden. 94 Prozent landen also in der Umwelt - der größte Teil davon in Kläranlagen, weil man sich nach dem Auftragen des Gels in aller Regel die Hände wäscht. In Deutschland werden pro Jahr über 50 Tonnen des Wirkstoffs verbraucht - es landen also weit über 40 Tonnen davon in Kläranlagen, wo nur ein geringer Teil abgebaut wird. Die Substanz gelangt in den Wasserkreislauf und schadet so Fischen und Gewässerorganismen. Anwender*innen ist dies nicht bewusst – die intensiv beworbene Salbe ist rezeptfrei erhältlich und auf dem Beipackzettel findet sich kein Hinweis zur Gewässerschädlichkeit des Stoffes.

Shampoo, Creme oder Make-up nutzen wir alle täglich. Wir verteilen die Produkte auf unserer Haut oder unserem Haar und waschen sie wieder ab. Auf diesem Weg gelangen die Inhaltsstoffe auch ins Abwasser. Leider enthalten noch immer viele Produkte Chemikalien, die sich in der Umwelt schwer oder gar nicht abbauen. Zur Zeit sind 120 Millionen chemische Substanzen bekannt, wir wissen nur bei einem Bruchteil, wie diese sich auf die Umwelt auswirken …

 (Ishwah Murthi, CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons)

Wie kann ich Mikroschadstoffe vermeiden?

Es gibt viele Möglichkeiten, diese zu vermeiden und durch umweltverträglichere Alternativen zu ersetzen. Hier nur einige Beispiele:

Haushalt

Altbewährte Hausmittel statt moderner Chemie.

Zitronensäure, Essig oder Natron sind oft genau so effektive Reinigungsmittel wie chemisch hergestellte antibakterielle Reiniger. WC, Bad und Küche können mit milden Allzweckreinigern, Schmierseife, Essig oder Alkohol gründlich und gut gereinigt werden. Als Faustregel gilt: Je spezieller ein Reinigungsmittel, desto schädlicher ist es.
Putzwasser gehört nicht in die Straßenentwässerung, da es auf dem Weg in das Erdreich gelangt und dort lebende Organismen schädigt oder abtötet.

Auch bei Kosmetikprodukten gilt: lieber natürlich. Die Inhaltsstoffe von aufgetragenen Kosmetikprodukten werden letztendlich beim Duschen in unsere Abwässer geleitet und gelangen von dort in die Gewässer. "Natürlich" bedeutet: biologisch gut abbaubare Produkte.

Der BUND hat mit dem ToxFox eine App entwickelt, die Verbraucher*innen hilft, Kosmetik- und Alltagsprodukte auf Schadstoffe zu prüfen. Sie ist in den gängigen App-Stores kostenlos erhältlich.

Verzichten Sie möglichst auf Kochgeschirr mit Antihaftbeschichtung. Die eingesetzten fluorierten Verbindungen wie Teflon lösen sich mit der Zeit und gelangen ins Abwasser. Verwenden Sie stattdessen Kochgeschirr aus Emaille, Edelstahl oder Gusseisen.

Vermeiden Sie auch den Gebrauch von teflonhaltigem Kettenspray für Ihr Fahrrad oder Motorrad.

Achten Sie beim Kauf von Regen- und Outdoorbekleidung auf eine PFC-freie Beschichtung. (PFC = flourierte Carbonverbindungen)

Medikamente

Nach dem Auftragen einer Salbe sollten erst die Hände mit einem Küchentuch abgerieben werden, welches dann im Restmüll entsorgt werden kann. Erst danach die Hände mit Seife waschen.

Entsorgen Sie Medikamente nie über die Toilette oder Spüle! In den meisten Fällen können Medikamente und Arzneimittel in der Restmülltonne entsorgt werden, sowie in speziell dafür vorgesehenen mobilen Schadstoff-Sammelstellen oder Recyclinghöfen. Viele Apotheken bieten auf freiwilliger Basis die Rücknahme von Medikamenten an.

Bauen und Renovieren

Farbreste sollten nicht über die Toilette, sondern gemäß der Gebrauchsanweisung entsorgt werden.

Viele Baustoffe werden mit hohem chemischen (und energetischem) Aufwand hergestellt. In Summe eine Schadstoffbelastung, die bei der Verwendung von Naturbaustoffen wie Holz, Fliesen oder Kork nicht entsteht. Es empfiehlt sich außerdem, bei der Wahl des Bodenbelags auf Gütesiegel zu achten.

Garten und Landwirtschaft

Gesunde Lebensmittel aus biologischem Anbau sind mit erheblich geringeren Einträgen von umweltschädlichen Substanzen verbunden.

Auch für den heimischen Garten gilt: Weniger Chemie ist gut fürs Wasser. Oft greifen Hobbygärtner*innen aus Unwissenheit zu umweltschädlichen Produkten. Selbst Glyphosat ist im Handel frei erhältlich. Bei Stichproben wurde der in "Roundup" enthaltene Schadstoff Glyphosat im Urin von Großstädter*innen aus 18 europäischen Ländern nachgewiesen. 70 Prozent aller Proben in Deutschland sind belastet. Giftige Pestizide haben in unseren Körpern, in Wasser, Boden und Gärten nichts zu suchen!