Wie genau sieht’s eigentlich in einem Hotel für Insekten aus?
Seit das Insektensterben durch Untersuchungen des Entomologischen Vereins Krefeld bekannt wurde, werden in immer mehr Gärten Nisthilfen für Insekten aufgehängt – und das ist gut so. Ungefähr ein Viertel der in Deutschland vorkommenden 550 Wildbienenarten nutzen als Hohlraumbewohner gern die Niströhren oder Bohrlöcher in den von uns erwartungsvoll aufgestellten Insektenhotels. Wenn an sonnigen Tagen an den Eingängen zu den Brutröhren reger Betrieb herrscht, hat sich bestimmt schon der eine oder andere von Euch die Frage gestellt, wie es eigentlich in so einem „Hotelzimmer“, d.h. in einer Brutröhre genau aussieht.
Mit Hilfe eines Wildbienen-Beobachtungskastens könnt Ihr einen Blick in die Kinderstube der Wildbienen werfen und ihre Entwicklung – vom Ei über die Larve bis hin zum Kokon sowie das Schlupfverhalten im kommenden Jahr - verfolgen.
Der Beobachtungskasten besteht aus einem Bodenbrettchen aus atmungsaktivem(!) Material mit mehreren Niströhren unterschiedlicher Größe und einem Deckel, so dass sich der Kasten öffnen lässt und den Blick auf das Innere der mit einer Plastikfolie geschützten Brutröhren freigibt. Hinweis: Die Tür der Bienennisthilfe nur zu Beobachtungszwecken kurzzeitig öffnen.
Aufhängen/Aufstellen des Beobachtungskastens: Wichtig ist ein trockener, sonniger Standort, möglichst nach Süden ausgerichtet. Angelika Eckel von der BUND-Kreisgruppe Wesel: „Den Beobachtungskasten, den ich beim Naturschutzcenter bestellt habe, hatte leider keine Aufhängung, und so hat mein Mann zwei große Haken an der überdachten Wand unserer Terrasse angebracht, wo wir den Kasten gut ablegen können. So ein Beobachtungskasten ist zugegebenermaßen nicht ganz preiswert, aber er bietet spannende Einblicke in die Wildbienen-Kinderstube und ist bestimmt ein schönes Geschenk für jeden Insektenfreund.“
Für das Brutgeschäft sind die Wildbienen-Weibchen allein verantwortlich; Wildbienen-Männchen haben zweifelsohne das bessere Los gezogen: sie haben nur Sex im Sinn. Danach legt das Weibchen eine Brutzelle nach der anderen an, bestückt sie mit einem Pollen- und Nektargemisch, legt ein Ei ab und verschließt sie. In den hinteren Brutzellen wachsen Weibchen heran, in den vorderen die Männchen, die somit im nächsten Jahr zuerst schlüpfen und die später schlüpfenden Weibchen oft schon direkt am Eingang der Brutröhren erwarten, um naja…..
Bei gutem Pollen- und Nektarangebot und idealen Witterungsverhältnissen kann ein Weibchen in seinem vier bis sechswöchigen Leben ca. 10-30 Brutzellen fertig stellen. Ein Teil der Brut fällt Räubern, Brut-Parasiten oder Pilzbefall zum Opfer. Aus einigen Eiern schlüpfen Männchen. So liegt die Zahl der überlebenden, fortpflanzungsfähigen weiblichen Nachkommen meist nur im unteren einstelligen Bereich, genug zur Erhaltung der Art unter normalen Bedingungen, aber zu wenig, wenn Umweltstressfaktoren wie z. B. der Einsatz von Pestiziden und ein mangelhaftes Nahrungsangebot an heimischen Blühpflanzen den Wildbienen das Leben schwer machen.