Schneeglöckchen und Winterlinge – ihr Name ist Programm

Je nach Temperatur und Schneefall blühen bereits ab Januar das Kleine Schneeglöckchen und wenig später die gelben Winterlinge. Sie wachsen bevorzugt unter Laubbäumen, und so bekommen sie, solange die Bäume kein Laub tragen, genügend Licht, um Blüten zu produzieren.

Winterlinge - ihr Name ist Programm Winterlinge - ihr Name ist Programm. An trüben Tagen bleiben die Blüten geschlossen. Diese Aufnahme entstand Ende Januar 2021 am Niederrhein.  (© Klaus Eckel)

Im Winter ruht die Natur, die Pflanzen stellen ihr Wachstum ein und warten auf die ersten Sonnenstrahlen des Frühlings? Weit gefehlt. Je nach Temperatur und Schneefall blühen bereits ab Januar das Kleine Schneeglöckchen (Galanthus nivalis) und wenig später die gelben Winterlinge (Eranthis hyemalis). Warum suchen sie sich diese kalte, unwirtliche Jahreszeit zum Blühen aus?

Kleines Schneeglöckchen und Winterlinge wachsen bevorzugt unter Laubbäumen, und so bekommen sie, solange die Bäume kein Laub tragen, genügend Licht, um Blüten zu produzieren. Sie gehören zu den ersten Pflanzen im Jahr, die Nektar und Pollen für Bienen und Hummeln liefern. Auch wenn in dieser Zeit nur wenige Insekten fliegen – die, die unterwegs sind, werden ihre Blüten bestimmt ansteuern. Aber selbst für den Fall, dass kein Insekt den Weg zu ihren Blüten findet, ist vorgesorgt: Bei Schneeglöckchen erfolgt vor dem Verblühen eine Selbstbestäubung, zusätzlich vermehren sie sich durch Tochterzwiebeln, Winterlinge durch unterirdische, kugelförmige Sprossknollen.

Wegen ihrer starken UV-Reflexion heben sich die Blüten des Kleinen Schneeglöckchens selbst bei Schnee für Wild(Bienen)-Besucher deutlich vom Hintergrund ab. Das (Wild)Bienenauge nimmt nämlich andere Wellenlängen wahr als unser menschliches Auge. So können Bienen UV-Licht erkennen, sind dafür aber rotblind, d. h. statt roten Farbtönen sehen sie schwarz. Außerdem duften die inneren Blütenhüllblätter des Schneeglöckchens stärker als die äußeren und helfen den ankommenden Bestäubern das sind vor allem am Pollen interessierte Honigbienen sowie Schmetterlinge – zusätzlich bei der Orientierung.

Der Duft der Winterlinge ist noch intensiver als der von Schneeglöckchen. Besucher des Winterlings müssen aber eine besondere Herausforderung meistern: Um an Nektar zu gelangen, der sich in tütenförmigen Nektarien im Innern der Blüte befindet, brauchen sie einen mindestens 2 mm langen Saugrüssel.

In diesem Jahr (2023) hat das das nach den Weihnachtstagen eingesetzte milde Winterwetter dafür gesorgt, dass von den Winterlingen schon am 8. Januar die ersten gelben Knospen zu sehen waren. Wir alle merken, das Klima ändert sich. Während der letzten Jahre gab es am Niederrhein kaum langandauernde Frostperioden und die bereits im Januar erscheinenden Blüten deuten auf eine eintretende Verschiebung in der feinen Abstimmung zwischen den Blühzeiten der Pflanzen und den Flugzeiten der Insekten hin, denn – von einzelnen Ausnahmen abgesehen – beobachtet man Hummeln und Bienen frühestens an sonnigen Tagen ab Anfang/Mitte Februar.

Kleines Schneeglöckchen und Winterling stammen ursprünglich aus dem südlichen Mitteleuropa, bzw. Südeuropa und sind bei uns in NRW, wo sie zunächst in Parks und Gärten angepflanzt wurden und sich von dort auswilderten, streng genommen Neophyten. Beide Pflanzen – Das Kleine Schneeglöckchen und der Winterling – sind übrigens giftig.

Zum Sommer hin ziehen Schneeglöckchen und Winterling ihre oberirdischen Pflanzenteile ein und überdauern bis zum Neuaustrieb im kommenden Jahr mittels der im Boden liegenden Knolle (Winterling) bzw. Zwiebel (Schneeglöckchen), in der Nährstoffe eingelagert werden.

Eine Honigbiene besucht die Blüte eines Winterlings Eine Honigbiene besucht die Blüte eines Winterlings - der Pfeil zeigt auf das tütenförmige Nektarium  (© pezibear/ pixabay)

Winterlinge im Garten:

Winterlinge fühlen sie sich an einem sonnigen bis halbschattigen Standort wohl. Optimal ist ein Plätzchen unter dem Blätterdach eines Baumes, der im Sommer Schatten spendet. Ansonsten sind sie recht genügsam, ein lockerer, humoser Boden, der nicht austrocknet, aber auch nicht zu Staunässe neigt, bietet die besten Vorrausetzungen.

Die beste Pflanzzeit für die Knollen des Winterlings ist von September bis Oktober. Gärtnereien bieten im Frühjahr auch vorgetriebene Pflanzen im Töpfchen an. Einmal im Garten ausgepflanzt, vermehren sie sich durch Sprossknollen oder auch durch Samen. Winterlinge sind Kaltkeimer, d. h. sie benötigen zum Keimen eine längere Periode mit Temperaturen um den Gefrierpunkt und blühen erstmals nach 3-5 Jahren.

Außer einer regelmäßigen Versorgung mit Humus (Falllaub, Kompost) benötigt der Winterling keine weitere Pflege. Wachsen Winterlinge im Rasen, sollte dieser erst gemäht werden, wenn die Blätter des Winterlings verwelkt sind und sich eingezogen haben, da die Pflanze über die Blätter noch Nährstoffe für die nächste Blühsaison sammelt. Verwelkte Blütenstiele können dagegen entfernt werden.