Hummeln füttern?

Hummeln benötigen vom zeitigen Frühjahr bis in den Herbst hinein ein ununterbrochenes Nahrungsangebot, da sie - anders als Honigbienen - kaum Vorräte anlegen. Wie können wir ihnen am besten helfen?

Hummeln füttern?

Ein Steinhummelmännchen (Bombus lapidarius) nascht Nektar auf Kugelköpfigem Lauch (Allium sphaerocephalon) Ein Steinhummelmännchen (Bombus lapidarius) nascht Nektar auf Kugelköpfigem Lauch (Allium sphaerocephalon)  (© Klaus Eckel)

Hummeln füttern: mit dem richtigen Blütenmix im Garten

Hummeln benötigen vom zeitigen Frühjahr bis in den Herbst hinein ein ununterbrochenes Nahrungsangebot, da sie - anders als Honigbienen - kaum Vorräte anlegen. Hummeln sammeln an sehr vielen unterschiedlichen Blüten Pollen und Nektar, weshalb es nicht allzu schwer ist, auf dem Balkon oder im Garten einen bunten Blütenmix für sie zusammenzustellen.

Im Frühjahr liefern verschiedene Weidenarten den ersten Energy-Drink, ergänzt durch die Blüten von Winterlingen und Zwiebelpflanzen wie Krokus, Traubenhyazinthe, Blaustern und andere. Die Blüten des Lungenkrauts sind sehr beliebt, und auch Taubnesseln fangen schon früh an zu blühen. Danach folgen Beerensträucher wie Himbeere, Stachelbeere und Brombeere.

Im Sommer blühen z.B. Katzenminze, Stockrosen, Wilde Karde, Lavendel, Blauer Natternkopf, Zierlauch (Allium), Fingerhut, Glockenblumen, Scabiosen, Flockenblume, Sonnenblumen und Ziersalbei – sie alle sind bei Hummeln beliebt. Blühende Kräuter wie Schnittlauch, Majoran oder echter Salbei nicht zu vergessen – und Hummeln freuen sich außerdem über blühenden Klee im Rasen!

Im Herbst nimmt die Blütenvielfalt wieder ab, Hummelköniginnen müssen für den Winter vorsorgen. Deshalb sind heimische Herbstblüher für Insekten umso wichtiger. Verschiedene Kleearten wie Rot-, Weiß- und Hornklee und ebenso das heimische Echte Leinkraut mit seinen löwenmäulchenähnlichen Blüten blühen bis in den September hinein. Herbstzeitlose und etwas später ausgesäte Sonnenblumen, die dann auch später blühen, werden gern von Hummeln besucht. Die unterschiedlichsten Heidearten, wie die heimisxche Glockenheide (Erica tetralix) bieten Hummeln vom Sommer bis in den Herbst hinein reichlich Nektar und werden gerne besucht. Doch Achtung, auch Calluna vulgaris – die Besenheide oder Sommerheide blüht eigentlich sehr lange bis in den Winter hinein. Aber als Knospenheide gezüchtet, öffnet sie die Blüten nicht und das ist ein Totalausfall für alle Hummeln und Wildbienen.

Im Notfall hilft eine Zuckerlösung

Im Frühjahr sind Hummelköniginnen auf der Suche nach einem Nistplatz oft lange unterwegs. Sie zehren in dieser Zeit von den in ihrem Honigmagen eingelagerten Vorräten aus dem vergangenen Jahr. Dazu trinken sie Blütennektar. Wenn allerdings nach den ersten warmen Tagen das Wetter umschlägt und eine Kältewelle einsetzt, finden die Hummelköniginnen geschlossene Blüten vor, die keine Nahrung bieten. Wir finden sie dann entkräftet auf dem Balkon oder im Garten auf dem Boden krabbelnd, und sie fliegen nicht weg, wenn wir uns ihnen nähern – das Flugbenzin, der Blütennektar, ist ausgegangen.

Können wir ihr helfen? – Zumindest können wir es versuchen. Hummelköniginnen sind die einzigen Hummeln ihres Volkes, die überwintern und jede Hummelkönigin muss im Frühjahr allein ein ganzes Hummelvolk neu aufbauen - eine gewaltige Leistung. Sie muss einen passenden Platz für ein Nest finden, Honigtöpfchen anlegen und Vorräte eintragen. Wenn sie damit fertig ist, werden die ersten Eier gelegt, aus denen Larven schlüpfen, die sie noch ganz allein versorgen muss. Und nun macht ihr kaltes, nasses Frühlingswetter zu schaffen. ... und dann kommt unsere Zuckerlösung vielleicht gerade im rechten Moment.

Natürlich kann man zu jeder anderen Jahreszeit einer erschöpften Hummel mit der Zuckerlösung helfen, im Frühjahr ist es aber besonders wichtig. Denn: Hilft man einer Hummelkönigin, hilft man einem ganzen Hummelvolk.

Übrigens: Nektar ist nicht gleich Nektar

Pflanzen produzieren Nektar mit ganz unterschiedlichem Zuckergehalt. Je zuckerhaltiger der Nektar, desto zähflüssiger ist er und desto schwerer ist er aufzusaugen. Honigbienen und Hummeln saugen den Nektar nicht auf, sondern schlecken ihn mit ihrer Zunge wie mit einem Saugschwämmchen auf. Sie kommen gut mit zuckerreichem Nektar zurecht, der viel Energie liefert. Anders z. B. Schmetterlinge mit ihrem langen Saugrüssel, durch den sie wie mit einem Strohhalm Nektar saugen. Das geht besser, wenn der Nektar etwas dünnflüssiger ist. Wie gut, dass es in der Natur eine große Auswahl an unterschiedlichen Blüten gibt, die Nektar mit unterschiedlichen Zuckerkonzentrationen anbieten! Hummeln bevorzugen ca. 60%igen Nektar, Schmetterlinge dagegen etwa 40%-igen Nektar.

Hummel-Zuckerlösung:

1 Teel. Fruchtzucker (Fructose) oder Traubenzucker,
1 Teel. raffinierter Haushaltszucker (Saccharose)
1 und ½ Teel. warmes Wasser

Alles in eine kleine Schüssel oder Tasse geben und solange gut umrühren, bis sich der Zucker aufgelöst hat. In ein ganz kleines Gefäß füllen, z. B. einen Fingerhut oder einen Flaschenverschluss, und der Hummel servieren. Wenn sie davon nascht, wird sie sich hoffentlich rasch erholen und sich bald darauf brummend in die Lüfte schwingen.

Falls kein Fruchtzucker zur Verfügung ist, dann tut es auch eine Lösung aus 1 Teel. Haushaltszucker und einem knappen Teelöffel Wasser.

Gartenhummel
tankt Nektar
an kugelförmigem Lauch

Video 8 MB
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