BUND-Kreisgruppe Wesel
ein kleiner natürlicher Bachlauf im Sonnenlicht, links und rechts ist das Bachufer mit blühender Schafgarbe und verschiedenen Gräsern zu sehen. Das Wasser ist klar, auf dem Grund des Baches sind Steine und Algen zu erkennen.

Wasser - Überfluß oder gefährdete Ressource?

Nicht zuletzt die häufigen Dürreperioden in den vergangenen Sommern oder die Starkregenereignisse, die zu teils katastrophalen Überschwemmungen geführt haben, lenken den Blick auf die Ressource Wasser. Und es ist nicht allein eine Frage des „Zuviel“ oder des „Zuwenig“, bedeutsam ist auch die Frage, in welchem Zustand unser Wasser ist.

Mehrere Personen mit Schutzhelmen und Warnwesten stehen auf einem Steg über einem runden Becken in einer Kläranlage, in das von allen Seiten Wasser hineinläuft. Einige Aktive der Ortsgruppe bei der Besichtigung der Krefelder Kläranlage

Die BUND-Ortsgruppe Moers/Neukirchen-Vluyn hat sich den verantwortungsbewussten Umgang mit der lebenswichtigen Ressource Wasser zur Aufgabe gemacht.

In 2023 ging es darum, sich selbst "schlau" zu machen. Wir haben Informationen zusammengetragen, uns mit der Wassergewinnung bei einer Besichtigung eines Wasserwerks beschäftigt. Wir haben uns die Wasserreinigung bei der Besichtigung einer Kläranlage angeschaut. Wir haben uns technische Prozesse im großflächigen Wassermanagement von der LINEG (Linksniederrheinische Entwässerungs-Genossenschaft), die für umfangreiche Pumpmaßnahmen an Niederrhein zuständig ist, darlegen lassen und nicht zuletzt standen wir in regem Austausch mit den Fachreferent*innen des BUND auf Landesebene.

Im Januar 2024 beteiligte sich unsere Ortsgruppe an der Veranstaltung "Klar wie Kloßbrühe: Podiumsdiskussion über Spurenstoffe im Wasser", veranstaltet von der VHS Moers - Kamp-Lintfort und der LINEG. Im Anschluß daran haben wir einen Flyer zum Thema Mikroschadstoffe erstellt.

Blicken wir zunächst auf das „Zuviel“

Extreme Wetterlagen mit starken Niederschlägen nehmen in Deutschland und Mitteleuropa deutlich zu. Ursache ist der Klimawandel. Wenn viel Niederschlag in kurzer Zeit fällt, hat der Boden meist keine Zeit, das Wasser aufzunehmen. Das gilt ganz besonders, wenn eine Trockenperiode vorangegangen ist. Ausgetrocknete Böden können Niederschläge kaum aufnehmen, weil die Kapillare, also kleinste Kanäle, nicht mehr vorhanden sind. Dann kommt es dazu, dass selbst kleine Bäche innerhalb kürzester Zeit zu reißenden Flüssen anschwellen. Sturzfluten und Überschwemmungen sind die Folge.

Erschwerend kommt Folgendes hinzu: Stündlich verschwindet in Deutschland die Fläche von über vier Fußballfeldern unter Beton. Niederschläge, die hier auftreffen, rauschen direkt über die Kanalisation in Vorfluter, Bäche und Flüsse.

Dies lässt sich durch viele Maßnahmen effektiv verhindern. So muss den Flüssen und Bächen mehr Raum gegeben werden, damit diese auch mal über die Ufer treten können, ohne gleich große Schäden anzurichten. Da wo es solche Überschwemmungsgebiete bereits gibt, dürfen diese nicht zu Bauland werden. Leider kommt dies viel zu oft vor. Und da, wo es bereits Gebäude oder wichtige Infrastruktur in solchen Überschwemmungsgebieten gibt, müssen diese durch gezielte und kleinräumige Maßnahmen vor Hochwasser geschützt werden, anstatt gleich ganze Landstriche einzudeichen. Deiche nehmen den Flüssen quasi den Lebensraum und zwingen sie, in rasender Geschwindigkeit abzufließen. Nicht zuletzt das ist dann der Grund, warum es zu Deichbrüchen kommt.

Auch mit Renaturierungen, beispielsweise von ehemaligen Flussauen und Laufverlängerungen von Gewässern, hat man gute Erfahrungen gemacht. Oft konnten hier Deiche sogar zurück gebaut werden. Auch eine ökologische Waldentwicklung, bodenschonende landwirtschaftliche Bewirtschaftungen und die Wiederherstellung abflussbremsender Landschaftselemente wie z. B. Gehölze und Feldraine erhöhen die Wasserspeicherfähigkeit der Landschaft. Wälder, Grünland und Flussauen haben nicht nur eine wertvolle Schwammfunktion, sie stellen zudem wertvolle Lebensräume für viele Tier- und Pflanzenarten bereit.

Hier kommt der Wiedervernässung ehemaliger Moorlandschaften eine besondere Bedeutung zu, da Moore auch ein hocheffektiver CO-2-Speicher sind.

Letztlich müsste die vorherrschende Entwässerungslandschaft also zu einer Schwammlandschaft entwickelt werden.

Hochwasserschutz, Artenschutz und Klimaschutz können also zusammen gedacht werden und erfordern eine Neuausrichtung im Umgang mit Flächenverbrauch.

Und in welchem Zustand ist unser Wasser?

In den vergangenen Jahren haben ausbleibende Niederschläge oder eben unzureichende Versickerung zu einem dramatischen Verlust des Grundwassers geführt. Ob die massiven Niederschläge im Winter 2023/2024 dies auf Dauer wieder ausgleichen konnten, wird sich erst im Laufe der Zeit erweisen. Sollte es wieder zu anhaltenden Dürren kommen, sind die aufgefüllten Grundwasserbestände schnell wieder gefährdet.

Dies erfordert einen sorgsamen Umgang mit dieser Ressource. Dabei ist zum Einen darauf zu achten, dass nicht zu viel Wasser entnommen wird (z. B. für industrielle Großprojekte), zum Anderen ist darauf zu achten, dass die Wasserqualität nicht durch Eintragungen von Schadstoffen belastet wird. Gerade diese stellen eine zunehmende Gefahr für unser Trinkwasser dar. Immer mehr Mikroschadstoffe bedrohen Tiere und Pflanzen in Flüssen, Bächen und Seen. Zudem gelangen diese Schadstoffe in das Grund- und letztlich das Trinkwasser. Das kann auch für den Menschen gefährlich werden.

Auch werden seitens der Landwirtschaft Pflanzenschutzmittel nach wie vor ungebremst eingesetzt und nitrathaltige Gülle großflächig ausgebracht.

Das umweltpolitische Ziel, unsere Gewässer bis 2027 in einen „guten Zustand“ zu versetzen, gerät in immer weitere Ferne.

Der BUND fordert deshalb

  • Gebt den Flüssen wieder Raum
  • Hochwasserschutz muss in erster Linie ökologisch gedacht werden, weniger technisch
  • Schützt das Grundwasser vor Belastungen mit Schadstoffen. Hier ist die Landwirtschaft besonders gefragt: Weniger Einsatz von Pestiziden, Herbiziden und Fungiziden, weniger Austrag von nitrathaltiger Gülle
  • Schnelle und konsequente Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie
  • Verbesserte Sicherheitsstandard im Umgang mit wassergefährdenden Stoffen