Igel füttern - wenn ja, dann richtig

Für Igel: Katzen-Nassfutter mit mindestens 60% Fleischanteil Für Igel: Katzen-Nassfutter mit mindestens 60% Fleischanteil  (© Couleur/ Pixabay)

Wann sollten Igel gefüttert werden?

Igel sind Wildtiere und müssen nicht gefüttert werden. Eigentlich. Igel sind Insektenfresser, aber auch Regenwürmer und zu einem geringen Teil (meist kleine) Schnecken stehen auf ihrem Speiseplan. Doch gerade Insekten gibt es immer weniger ...

Sollten wir deshalb Igeln, die des Nachts auf Nahrungssuche durch unsere Gärten streifen, etwas Futter hinstellen?

Ein ausgewachsener Igel braucht ca. 1.000 Quadratmeter naturnaher Gartenfläche, um genügend Nahrung zu finden. Je weniger heimische Wildpflanzen in einem Garten wachsen und je aufgeräumter ein Garten ist, desto geringer ist das Nahrungsangebot und desto größer wird die Fläche, die ein Igel nachts durchstreifen muss, um satt zu werden. Fakt ist: In den letzten Jahren kommen immer mehr unter- oder fehlernährte Igel in die Igelpflegestationen. Deshalb kann es sinnvoll sein, Igel bei der Futtersuche zu unterstützen, wenn auch nicht unbedingt ganzjährig.

  • Frühjahr
    Im Frühjahr, wenn Igel aus dem Winterschlaf erwachen, haben sie ihre Fettreserven aufgebraucht und mächtig Hunger. Ein plötzlicher Kälteeinbruch veranlasst bereits geschlüpfte Insekten, sich zu verkriechen und auf wärmere Tage zu warten, und Regenwürmer ziehen sich bei kälteren Temperaturen in tiefere Bodenschichten zurück. In dieser Situation wird ein hungriger Igel bereitgestelltes Futter dankbar annehmen.

  • Dürreperioden
    Auch während langanhaltender Dürreperioden haben es Igel schwerer, ausreichend Nahrung zu finden: Wenn der Boden austrocknet, ziehen sich Regenwürmer in tiefere Bodenschichten zurück, denn sie brauchen eine feuchte Umgebung, um nicht auszutrocknen. Eine aktuelle Untersuchung der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde belegt zudem einen starken Rückgang von Laufkäfern – einer bevorzugten Igelnahrung – während langanhaltender Dürreperioden in Buchenwäldern. Es ist eine vertretbare Hypothese (müsste natürlich genau nachgewiesen werden), dass dies auch für Gärten und Parks zutrifft. Auch wieder ein Fall für das Herausstellen eines gefüllten Futterschälchens. Bei anhaltender Trockenheit wird – nicht nur vom Igel – eine Schale mit Wasser von den Tieren geschätzt.

  • Herbst
    Der dritte Zeitpunkt für eine Zufütterung ist im (Spät)Herbst, wenn Igel sich genug Fettreserven für den Winterschlaf anfressen müssen. Es ist auf jeden Fall besser, Igel im Herbst zu füttern, damit sie ihr Winterschlafgewicht (mindestens 500 Gramm, besser 600 Gramm für Jungigel, mindestens 1.000 Gramm für ältere Igel ab zwei Jahren) erreichen, als sie später im Dezember oder Januar aufzulesen und in eine Igelstation zu bringen, weil sie zu ausgezehrt sind.
    Hat der Igel genug Gewicht für den Winterschlaf angefuttert, muss spätestens im Laufe des Dezembers das Futter reduziert werden, damit er auch mit dem Winterschlaf beginnt. Außer kälteren Temperaturen, kürzerem Tageslicht und ausreichend Gewicht ist nämlich die mangelnde Verfügbarkeit von Futter ein wichtiger Auslöser für den Winterschlaf.

In allen drei Situationen sollte das Futter eine Zufütterung darstellen und den Igel nicht von der natürlichen Futtersuche abhalten. Zufütterung bedeutet, dass nur ein Teil der täglich notwendigen Nahrung (ca. 140 Kilokalorien) bereit gestellt wird.

Dauerhafte Zufütterung?

Eine dauerhafte Zufütterung sollte nur dann in Erwägung gezogen werden, wenn das Umfeld absolut kein ausreichendes Nahrungsangebot für Igel bietet, also aus gepflegten Gärten mit viel Rasenfläche oder versiegelten Flächen besteht, und naturnahe Flora mit vorwiegend heimischen Arten nur einen geringen Anteil der Bepflanzung ausmacht. In solch einer Umgebung wird ein Igel zu wenig Insekten finden und muss sich hauptsächlich von Regenwürmern und Schnecken ernähren. Regenwürmer und Schnecken sind aber Zwischenwirte für Parasiten wie Lungenwürmer und Darmparasiten. Zwar wird sich kaum ein Wildtier ohne Parasiten finden lassen, doch wenn es derer zu viele werden, wird der Körper nicht mehr mit ihnen fertig und die Igel erkranken schwer, was bis zu ihrem Tod führen kann.

Besser: Um Igel zu unterstützen, sollten Gärten, Firmengelände (wo möglich) und Grünflächen in Kommunen wie Parks und Friedhöfe naturnah gestaltet werden!

Was gehört in den Igel-Futternapf?

Igel sind Insektenfresser. Insekten sind eine proteinreiche, leicht verdauliche Nahrung. Zur Verdauung dieser Kost reicht ein einfach aufgebauter Verdauungstrakt. So ist der Darm eines Igels – verglichen mit seiner Körperlänge – sehr kurz. Kohlenhydrate kann er nicht verdauen, weshalb ein Igel aus pflanzlicher Kost, die naturgemäß viele Kohlenhydrate enthält, kaum Nährstoffe aufnehmen kann. Außerdem sind Igel laktoseintolerant, weshalb weder Milch noch Milchprodukte verfüttert werden sollen. Von ihnen bekommen Igel Bauchweh und Durchfall. Ist in diesem Text von Rührei die Rede, dann handelt es sich immer um ungewürztes, verquirltes Ei ohne Milch.

Ein erwachsener Igel benötigt etwa 140 Kilokalorien am Tag. Zur Orientierung: Ungewürztes Rührei wird gern gefressen, ein Ei hat 80-100 Kilokalorien.

Genau wie für uns Menschen gilt auch für Igel: Frische Nahrungsmittel sind gesünder als Tütensuppen oder 5-Minuten-Terrinen, übersetzt für Igel: ungewürztes Rührei, Katzennassfutter mit hohem Fleischanteil oder leicht gedünstetes Hackfleisch, bzw. Hühnerfleisch sind viel gesünder als spezielles Igel-Trockenfutter oder auch Katzentrockenfutter. Beides kann im Notfall verfüttert werden, wenn gerade nicht anderes vorhanden ist, ist aber als Zufütterung über längere Zeiträume absolut nicht zu empfehlen. Wird Trockenfutter gegeben, sollte es immer eingeweicht werden, denn Igel sind es gewohnt, einen Teil der nötigen Flüssigkeit über ihre Nahrung aufzunehmen.

Übrigens: Im Herbst muss sich ein Igel ordentlich Reserven für den bevorstehenden Winterschlaf anfressen, deshalb darf das Futterschälchen im Herbst etwas voller sein als während des restlichen Jahres.

 

Einfaches Futterhaus aus einer Holzkiste - das Futterschälchen gehört natürlich hinein Einfaches Futterhaus aus einer Holzkiste - das Futterschälchen gehört natürlich hinein  (© BUND Kreisgruppe Wesel)

Damit keine Katzen an das für den Igel bereitgestellte Futter gehen, wird das Futter in einem Futterhaus angeboten. Igel haben kein Problem damit, in Unterschlüpfe hineinzukrabbeln, Katzen schon.
Das hier abgebildete Futterhaus ist eine alte Wein-Holzkiste, in die ein Eingang gesägt wurde. Allerdings hätten Ratten Zugang, weshalb dieses Futterhaus – auch aus anderen Gründen – mit Hilfe einer Wildkamera unter Beobachtung steht.

Eine Rattenklappe soll das Eindringen von Ratten verhindern. Dazu werden in das ausgesägte Teil für den Eingang sowie in das Futterhaus über dem Eingang jeweils zwei Löcher gebohrt und das ausgesägte Teil am Futterhaus angebunden, so dass es frei schwingen kann. Igel gehen immer noch durch, Ratten sollen das meiden.

Igel Moppel's Abendbrot: Katzenfutter mit Rührei-Topping Igel Moppel's Abendbrot: Katzenfutter mit Rührei-Topping  (© BUND Kreisgruppe Wesel)

Speisekarte für Igel:

  • ungewürztes Rührei ohne Milch
  • angebratenes Hackfleisch (gegart, ohne Fett in der Pfanne leicht angebraten, aber nicht gebräunt)
  • gekochtes Hähnchenfleisch
  • Katzennassfutter mit mindestens 60% Fleischanteil ohne Gelee / Sauce, ohne Zucker und ohne Getreide
  • eingeweichtes Katzentrockenfutter

Von dem Kauf speziellen Igelfutters raten wir ab. Trockenfutter ist Industrieware und Igelpastete im Gläschen/Dose zu teuer. Hier profitiert letztendlich der Hersteller mehr als der Igel.