BUND-Kreisgruppe Wesel

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Erdhummel an einer Blüte der Rosskastanie mit gelbem(!) Saftmal Erdhummel an einer Blüte der Rosskastanie mit gelbem(!) Saftmal  (© Petr /Pixabay)

Wildbienen existieren schon sehr viel länger auf der Erde als Menschen: Das älteste in Bernstein konservierte Fossil einer primitiven Biene ist ca. 100 Millionen Jahre alt. Die Entwicklung des Menschen reicht dagegen nur 6 Millionen Jahre zurück.

Wildbienen verproviantieren ihren Nachwuchs – anders als entwicklungsgeschichtlich vor ihnen entstandene Tiere wie Wespen oder Fliegen – mit einem Nektar-Pollen-Gemisch. Weil sie nicht nur für sich selbst, sondern zusätzlich für ihre Larven Pollen und Nektar sammeln, absolvieren sie wesentlich mehr Blütenbesuche und sind deshalb für die Bestäubung von Blütenpflanzen so enorm wichtig. Eine Hummelarbeiterin besucht täglich etwa 3.000 - 4.000 Blüten. Eine weibliche Mauerbiene, die als Solitärbiene außerdem mit dem Anlegen von Brutzellen beschäftigt ist, schafft ca. 2.000 Blütenbesuche pro Tag.

Nur keine Zeit vertrödeln: Blütenbesuche müssen für (Wild-)Bienen effizient ablaufen

Weil Blütenpflanzen auf bestäubende Insekten angewiesen sind, haben sie im Laufe von Millionen Jahren gemeinsamer Evolution raffinierte Strategien entwickelt, um Blütenbesucher anzuziehen: mit Düften, auffälligen Farben und Mustern sowie süßem Nektar als Belohnung. Bisweilen findet aber noch mehr Kommunikation zwischen Bienen und Pflanzen statt.

Blüten des gefleckten Lungenkrauts (Pulmonaria officinalis) zeigen Insekten über einen Farbcode an, ob sich der Besuch lohnt: rosa Blüten sind frisch: hier gibt es Pollen und Nektar, ältere Blüten werden blau: hier gibt es nichts mehr zu holen. Die Gemeine Rosskastanie (Aesculus hippocasta) blüht jetzt im Mai. Ihre Blüten tragen einen auffallenden Fleck, ein sog. Saftmal. Das Innere jeder einzelnen, weißen Blüte ist zunächst gelb gefärbt und zeigt den anfliegenden (Bienen, dass es hier Nektar gibt. Nachdem die Blüte bestäubt wurde, färbt sich dieser Fleck rot, bedeutet „Nektar ist aus“, was Bestäuber schnell lernen.

Andere dieser Saftmale zeigen Blütenbesuchern einen günstigen Landeplatz, wie die Flecken auf der Lippe des Fingerhutes. Von auffälligen Linien, die vom äußeren Rand des Blütenblatts ins Blüteninnere führen wie bei der Wilden Malve (Malva sylvestris), wird angenommen, dass sie den kürzesten Weg zum Nektar zeigen. Tatsächlich konnten Forscher*innen der Universität Würzburg anhand von Laborversuchen mit Hummeln und künstlichen Blüten mit und ohne Muster zeigen, dass Muster Blütenbesuche um bis zu 30 Prozent effektiver machen – vom Anflug über das Auffinden des Nektars bis zum Abflug.

Wenn man diese Zusammenhänge kennt, kann man besser verstehen, warum viele Blumen-Neuzüchtungen für Garten und Balkon zwar uns Menschen erfreuen, aber nicht die Sprache von Hummeln und anderen Wildbienen sprechen. Auf ihre Belange wird bei der Pflanzenzucht keine Rücksicht genommen.

 

Quellen:

älteste pollensammelnde Biene im Bernstein:
https://www.scinexx.de/news/biowissen/fruehe-biene-in-bernstein-entdeckt/

https://www.scinexx.de/news/biowissen/wie-bienen-zu-vegetariern-wurden/

https://www.scinexx.de/news/biowissen/insekten-bestaeubten-schon-vor-99-millionen-jahren/

Zur Effizienz von Blütenbesuchen durch Muster auf den Blüten:

https://www.biozentrum.uni-wuerzburg.de/aktuelles/nachrichten-single/news/bluetenmuster-machen-hummeln-effizienter-2/

https://www.uni-wuerzburg.de/aktuelles/pressemitteilungen/single/news/bluetenmuster-machen-hummeln-effizienter/

Flower patterns improve foraging efficiency in bumblebees by guiding approach flight and landing:
https://besjournals.onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1111/1365-2435.14262

Zwischen Hummeln und Blüten knistert es: https://www.youtube.com/watch?v=Quc02a481q8  Elektrostatisches Potential kann sich schnell ändern.

Was den Menschen ihr Kaffee, ist so mancher Biene ihre Blume. Denn die fleißigen Insekten lassen sich von koffeinhaltigen Pflanzen locken. Nur eine Art lässt sich davon wenig beeindrucken.

Viele Bienen und Hummeln sind Koffeinjunkies. Sie lassen sich vom Gift der Kaffee-, Tee- und Zitruspflanzen verlocken, auch Blüten aufzusuchen, die die Insekten mit minderwertigem Futter abspeisen. Wie auf den Menschen wirkt das Koffein auch auf die Biene anregend: Es steigert ihren Trieb, Nektar zu sammeln.

Pflanzen, die mit Koffein locken, machen sich das zunutze: Sie motivieren die Bestäuber, sie öfter zu besuchen, und müssen dadurch weniger Energie in Nektar und Pollen investieren. Es gibt allerdings auch Bienen, die sich nicht austricksen lassen. Der Ökologe Christoph Grüter von der Uni Mainz hat nachgewiesen, dass die stachellose südamerikanische Art Plebeia droryana keinen Unterschied zwischen Futter mit und ohne Koffein macht. Möglicherweise sind diese Hautflügler gegen die Droge unempfindlich geworden, weil in Brasilien schon seit 300 Jahren Kaffeepflanzen angebaut werden – oder es gibt physiologische Unterschiede zwischen ihnen und anderen Bienenarten.