BUND-Kreisgruppe Wesel

Wer bestäubt Tomatenblüten?

Die Zusammenarbeit zwischen Tomate und Hummel ist eine Win-Win-Situation

Hummel an einer Tomatenblüte Hummeln sind die besten Bestäuber für Tomaten  (© Antonio Jose Cespedes / Pixabay)

Viele Menschen haben Spaß daran, selber Tomaten zu ziehen – sei es im Garten oder auf dem Balkon. Kein Wunder, gekaufte Tomaten kommen geschmacklich mit der eigenen Ernte, die an der Pflanze ausreifen kann, nicht mit. Für kräftige Pflanzen sollten kleine Tomatenpflanzen im Topf ab April bei schönem Wetter tagsüber nach draußen. Droht kein Frost mehr, können sie im Mai ins Freie.

Tomatenblüten sind zwittrig. Jede einzelne hat eine Narbe und Pollensäcke. Da der Pollen in der Zeit freigesetzt wird, in der die Narben befruchtungsfähig sind, können Tomaten sich selbst befruchten. Dies geschieht in freier Natur meist durch den Wind, der die Pollen verteilt. Aber im Gewächshaus und auch auf dem Balkon ist diese Art der Befruchtung der Tomatenblüten nicht sichergestellt. Es herrscht nur eine geringe Luftbewegung und Insekten haben nur begrenzt Zugang zu den Blüten.

Die eindeutigen Favoriten bei der Bestäubung von Tomaten sind Hummeln

Vielleicht haben Sie den seltsamen, hochfrequenten Summton schon gehört, wenn Hummeln bestimmte Blüten, darunter Tomatenblüten, besuchen? Ein „bzzzzz“, ganz anders als der gemütliche Brummton, den Hummeln beim Fliegen abgeben.

Bei den meisten Blüten genügt es, wenn ein Insekt die Staubgefäße berührt, um Pollen aufzusammeln. Einige Pflanzen, wie die Nachtschattengewächse Tomate, Aubergine oder Kartoffel, gehen sparsamer mit dem kostbaren Pollen um, der bei ihnen im Inneren der Staubgefäße sitzt und erst austritt, wenn die Pollenbehälter geschüttelt werden. Bienen und Wind schütteln zwar einige Pollenkörner frei, aber an die volle Menge gelangen sie nicht. Das schaffen nur Hummeln. Dazu wenden sie die Technik des „Vibrationssammels“ an. Das „bzzzzz“ entsteht, wenn eine Hummel dabei ist, durch Kontraktionen ihrer Flugmuskeln ihren Körper und damit die Blüte in Schwingungen zu versetzen, sodass Pollen aus den Staubgefäßen freigesetzt werden und auf den haarigen Rücken der Hummel rieseln. Anschließend werden die Pollenkörner mit den Beinchen ausgekämmt und im “Höschen“ gesammelt. Die Ernte wird ins Hummelnest gebracht, wo sie zur Ernährung der Brut dient. So hat sich im Laufe der Evolution die Zusammenarbeit zwischen Tomate und Hummel etabliert: Eine Win-win-Situation für beide. Die Pflanzen verbreiten vergleichsweise sparsam ihren Pollen und die Bestäuberinsekten erhalten einen Teil des Blütenstaubs als Futter.
Tipp: Ein kleiner, bräunlicher Fleck verrät die Stelle, an der sich die Hummel an der Tomatenblüte festgebissen hatte.

Das „Vibrationssammeln“ führt zu einer effektiveren Bestäubung der Tomatenblüten

So haben Studien gezeigt, dass Hummeln im Vergleich zu Honigbienen die Pflanzen effizienter bestäuben, was zu höheren Erträgen und besserer Fruchtqualität beiträgt. Im kommerziellen Treibhausanbau von Tomaten werden daher Hummeln für die Bestäubung eingesetzt. Zu diesem Zweck gibt es Hummelvölker zu kaufen. Ein Volk kostet – je nach Größe – zwischen 85 und 100 Euro.

Wenn Hummeln ausbleiben, muss der Gärtner selbst Hand anlegen. Dazu reicht es, die Vibration der Hummeln nachzuahmen: Beim sogenannten „Trillern“ wird ganz leicht mit der Hand – am besten vormittags – an den Blüten geschüttelt. Noch ein Tipp: Besonders elegant geht das mit einer elektrischen Zahnbürste, die – ohne einen Bürstenaufsatz - an die Blütenstiele gehalten wird. Die Vibration der Zahnbürste lässt ebenfalls Pollen rieseln.

Fazit: Für eine gute Ernte – Hummeln schützen!

https://www.wissenschaft.de/erde-umwelt/warum-machen-hummeln-in-blueten-bzzzz/
https://www.br.de/radio/bayern1/tomaten-bestaeuben-100.html