BUND-Kreisgruppe Wesel

Das Ampfer-Grünwidderchen ist Schmetterling des Jahres 2023

Zum Fortbestand ist es auf Sauerampfer angewiesen

ein Schmetterling der Art Ampfer-Grünwidderchen auf einer Distelblüte Männchen eines Ampfer-Grünwidderchen (Adscita statices), Foto: T. Laußmann

Die BUND NRW-Naturschutzstiftung und die Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen (Schmetterlingskundler) e. V. haben das Ampfer-Grünwidderchen (Adscita statices) zum Schmetterling des Jahres 2023 gekürt. Mit ihrer Wahl wollen sie auf die negativen Folgen der intensiven Landwirtschaft und den Rückgang von artenreichem Grünland aufmerksam machen.

Die kleinen, metallisch grün leuchtenden Ampfer-Grünwidderchen mit einer Flügelspannweite von nur gut einem bis eineinhalb Zentimetern gehören zu den tagaktiven Nachtfaltern. Sie leben auf extensiv genutzten, trockenen Wiesen, an Waldrändern, auf Heideland, aber auch in Feuchtbiotopen.

Wie der Name verrät, legen die Weibchen des Falters ihre Eier auf der Blattoberseite von Ampferpflanzen wie dem Wiesen-Sauerampfer (Rumex acetosa) oder dem Kleinen Ampfer (Rumex acetosella) ab. Nach acht Tagen schlüpfen grüne Räupchen, die sich vom Ampfer ernähren und bis zum Herbst dreimal häuten. Dann überwintern sie an der Futterpflanze ohne weiter zu fressen, indem sie ihren Stoffwechsel herunterfahren (sogenannte Diapause). Die älteren, mittlerweile braun-grauen Raupen häuten sich nach ihrer Überwinterung zum vierten Mal und beginnen erneut Ampferblätter zu fressen. Ende April verpuppen sie sich in einem Kokon unter den Blättern oder am Stängel der Ampfer-Pflanze. Später im Mai schlüpfen die ersten ausgewachsenen Falter – sie fliegen bis in den August hinein.

Zum Fortbestand seiner Art ist das Ampfer-Grünwidderchen auf Pflanzen des Sauerampfers angewiesen. In der Landwirtschaft wird Sauerampfer jedoch auf Wiesen und Weiden bekämpft, da er die Futterpflanzen für das Vieh verdrängt. Es mangelt aber nicht nur an Nahrung für die Raupen. Als Schmetterling saugt der Falter Nektar auf mageren Wiesen an Kuckucks-Lichtnelken, Skabiosen, Wildem Dost, Flockenblumen und Disteln. Artenreiche Magerwiesen sind heute in NRW selten. Grünland wird meist stark mit Gülle gedüngt, so dass diese Blumen hier gegen schnell wachsende Gräser kaum eine Chance haben. Letzte Zufluchtsorte wie Wegränder und Böschungen werden durch häufiges und unsachgemäßes Mähen vielfach zerstört.

Das Ampfer-Grünwidderchen steht auf der Vorwarnliste der Roten Liste für Deutschland

In Nordrhein-Westfalen gilt es in vielen Regionen – so auch am Niederrhein – bereits als gefährdet, ungefährdet ist es nur noch in der Region Eifel/Siebengebirge. Laut Recherchen in verschiedenen Meldesystemen der letzten zwei, drei Jahre wurden Beobachtungen des Grünwidderchens am Niederrhein nur in der Nähe von Kalkar, bei Kleve und in der Üfter Mark bei Schermbeck gemeldet, sowie auch bei Coesfeld und im Naturschutzgebiet (NSG) Brachter Wald.

Für mehr Artenschutz brauchen wir eine nachhaltige Landwirtschaft mit blütenreichen, mageren Wiesen. Dort, wo das Ampfer-Grünwidderchen mit seinen hohen Ansprüchen vorkommt, sind auch gute Bedingungen für viele andere gefährdete Insekten und seltene Pflanzenarten gegeben.

Internet: Rote Listen für NRW

mehrere Exemplare des Schmetterlings Ampfer-Grünwidderchen auf einer Distelblüte Ampfer-Grünwidderchen an einer Distel, unten zwei Männchen, oben Weibchen, erkenntlich an den unterschiedlichen Fühlern. Die Männchen haben gefächerte Fühler, da sie damit besser die Pheromone der Weibchen wahrnehmen können. Das ist nicht nur beim Ampfer-Grünwidderchen so, sondern auch bei vielen anderen Schmetterlingen, Foto: H.G. Neuhoff